Das Bedürfnis, mit viel Engagement und Elan für das eigene Wohl und den Erhalt der Familie zu sorgen, ist durchaus als normal anzusehen. Doch es gibt einen gravierenden Unterschied zwischen jemandem, der arbeitssüchtig ist und jemandem, der einfach gerne und viel arbeitet. In diesem Artikel erfährst du den Unterschied zwischen Lust an der Arbeit und Sucht, kannst testen, wie es um deine eigene Einstellung zur Arbeit steht, und wie man mit weniger Arbeit deutlich mehr erreichen kann.
Umgangssprachlich verwendet man die Bezeichnung Workaholic oft für jene Menschen, die zwar überdurchschnittlich viel arbeiten, deshalb aber noch lange nicht süchtig sind. Tatsächlich Arbeitssüchtige, echte Workaholics sind krank und brauchen dringend Unterstützung.
Gefährlich wird Arbeit dann, wenn auf die Anspannung keine Phase der Entspannung mehr folgt. Betroffenen fällt es oft schwer, zwischen Ehrgeiz und süchtigem Verhalten zu unterscheiden. Die Folgen sind Burn-out, der Verlust sozialer Kontakte und der Fähigkeit abzuschalten.
Gerade Männer, aber auch immer mehr Frauen neigen dazu, sich überdurchschnittlich über ihre Tätigkeiten zu definieren und ihr Selbstbewusstsein vorwiegend von den eigenen Leistungen abhängig zu machen.
Workaholics streben mit ihrem Verhalten nach Kontrolle und Sicherheit. Weil es rund um den Job klarere Regeln gibt, weiß man, was man tun muss, um erfolgreich zu sein. Soziale Kontakte sind nicht so leicht zu kontrollieren. Dahinter stecken häufig der Drang nach Perfektion und der Glaubenssatz:
Wenn ich nicht überdurchschnittlich viel leiste, bin ich nichts wert!
Ein Süchtiger muss ständig die Dosis erhöhen und ordnet alles andere der Arbeit unter. Es fehlt ihm der Ausgleich.
Besonders betroffen sind Menschen in Führungspositionen und Selbstständige, die selbst und ständig arbeiten.
Hier 16 Aussagen, um dich oder deinen Partner auf Arbeitssucht zu testen. Sei ehrlich zu dir und prüfe die folgenden Aussagen auf ihre Richtigkeit in deinem Leben!
Selbstverständlich wirkt sich der persönliche Arbeitswahn negativ auf das gesamte Umfeld aus. Nicht nur Partner eines Workaholics leiden unter dem Gefühl immer an zweiter Stelle zu stehen, sondern auch die Kinder. Männer lernen zum Beispiel Männlichkeit nur von anderen Männern. Söhne, deren Väter ständig an der Front des Lebens mit Arbeit beschäftigt waren, nehmen ähnliche Verhaltensweisen an und neigen später selbst dazu, ihren eigenen Familien wenig verfügbar zu sein. Es ergeben sich ähnliche Probleme: Partnerschaften zerbrechen, Freundschaften werden nicht gepflegt usw.
Der Betroffene kann sich nur selbst ändern. Das Umfeld kann lediglich aufmerksam machen und dem Süchtigen vermitteln, dass dieser auch für andere Werte, nicht nur für seine Leistung, geliebt und geschätzt wird.
Anstatt zu sagen: “Du bringst dich mit all der Arbeit noch ins Grab!“ oder “Nie hast du Zeit für mich und die Kinder!“ ist es besser, dem Arbeitssüchtigen positive Rückmeldungen im Zusammenhang mit jenen Werten zu liefern, die dieser ausblendet.
Beispiel: “Schatz, ich finde es toll, was du für uns alle tust und leistest. Doch du bist ein so toller Vater, ich denke dein Sohn würde sich riesig freuen, wenn du mal wieder was mit ihm unternimmst“.
Man kann sich stets weiterentwickeln, doch niemals aufbauend auf einer Lüge. Wie bei jeder Sucht besteht der erste Schritt darin, sich selbst einzugestehen, dass man ein Problem hat, das gelöst werden sollte.
Tatsache ist, nur die wenigsten Menschen bereuen am Ende ihres Lebens, dass sie zu wenig gearbeitet haben, sondern bedauern, dass sie ihre Zeit nicht sinnvoller genützt haben. Es lohnt sich, sich in Gedanken mal ans Ende zu stellen und die eigenen Werte zu hinterfragen.
Was war mir in meinem Leben bisher wichtig und was soll mir für die Erfüllung meiner Wünsche und Träume im Leben wichtig sein? Was würde ich tun, wenn ich wüsste, worauf es im Leben wirklich ankommt?
Frag dich, was du in Bezug auf die essentiellen Bereiche deines Lebens gerne erreichen möchtest. Diese sind:
Danach gilt es, klare Prioritäten zu setzen und den persönlichen Terminkalender entsprechend abzuändern. Deine “SOLLTE“-Beispiele: “Ich sollte mehr Sport treiben“, “Ich sollte öfter mit meinen Kindern spielen“, “Ich sollte mich gesünder ernähren“, “Ich sollte mir Zeit für meine Freunde nehmen“ usw. werden niemals Realität, deine “MUSS“ Beispiele: “Ich muss den Report fertig machen“, „Ich muss die Email beantworten“, “Ich muss den Kunden zurückrufen“ allerdings sehr wohl.
Ändere deinen Terminkalender nicht erst dann, wenn dein Ehepartner dabei ist davonzulaufen, der Arzt deinen Herzinfarkt bestätigt hat oder dir der Kontakt zu deinen Kindern abhandengekommen ist. Ändere ihn jetzt!
Workaholics haben meist Schwierigkeiten Prioritäten zu setzen, und sich auf jene 20 Prozent ihres Tuns zu konzentrieren, die 80 Prozent des Erfolges ausmachen. Arbeitssüchtige haben den Drang, alles selbst zu machen und wehren sich zu delegieren. Sie denken, keiner macht es so gut wie ich, und vergessen dabei, dass das Leben kein Sprint ist, sondern ein Marathon. Niemand kann jeden Tag 100 Prozent leisten. Sobald du ausfällst, weil dir im gefühlten Dauersprint die Puste ausgegangen ist, überholt dich der Marathonläufer ganz leicht.
Ein Arbeitnehmer kann lernen, sich gegen seinen Chef abzugrenzen, ohne seinen Job zu gefährden. Ein Selbstständiger kann lernen, wie er ein System schafft, mit dem er Geld verdient, während er schläft. Ein Unternehmer kann lernen, wie er seinen Handlungsspielraum vergrößert und hervorragende Leute anheuert, an die er delegieren kann.
Veränderung kann harte Arbeit bedeuten und es dauert eine Weile, bis man sich an einen neuen Lebensrhythmus gewöhnt hat. Oft steckt hinter der Arbeitswut der Wunsch nach Bestätigung und Anerkennung oder ein früheres Drama. Sie stellt aber auch ein Mittel dar, um von anderen Problemen oder Ängsten abzulenken. Ein geschulter Berater kann dich auf einem neuen Weg unterstützen, OHNE dass du dafür positive Ergebnisse deiner Arbeit einbüßen musst.