David Foster Wallace wurde 2005 darum gebeten, vor Absolventen des Kenyon-College eine Abschlussrede zu halten. Diese berühmt gewordene Rede gilt in den USA mittlerweile als Klassiker und Pflichtlektüre für alle Abschlussklassen – eine kleine Anleitung für das Leben, die man jedem Kind mit auf den Weg geben möchte...
„Es gibt nämlich noch eine Wahrheit. In den alltäglichen Grabenkämpfen des Erwachsenendaseins gibt es keinen Atheismus. Es gibt keinen Nichtglauben. Jeder betet etwas an. Wir aber können wählen, was wir anbeten. Und es ist ein äußerst einleuchtender Grund, sich dabei für einen Gott oder ein höheres Wesen zu entscheiden - ob das nun Jesus ist, Allah, Jahwe, die Wicca-Göttin, die „Vier edlen Wahrheiten“ oder eine Reihe unantastbarer ethischer Prinzipien. So ziemlich alles andere, was Sie anbeten, frisst Sie bei lebendigem Leib auf!
Auf einer Ebene kennen wir das alles schon. Es liegt in Form von Mythen, Sprichwörtern, Klischees, Binsenwahrheiten, Epigrammen und Parabeln kodiert vor. Als Skelett jeder großen Erzählung. Knifflig ist nur, sich die Wahrheit im Alltag bewusst zu halten.
David Foster Wallace war wohl einer der stimmgewaltigsten amerikanischen Schriftsteller der Moderne. Wer seine Biographie kennt, den stimmen seine Worte nachdenklich. 2008 war der an einer schweren Depression erkrankte Schriftsteller am Ende seines Weges angekommen und nahm sich das Leben.