Dating in Zeiten von Corona bringt besondere Fragen mit sich: Ist es okay, sein Date nach einem Corona-Test zu fragen? Wie soll das mit dem Abstand laufen? Ist es okay, eine Flasche Wein zu teilen? Beziehungscoach Dominik Borde antwortet und gibt Tipps fürs Date.
Das Coronavirus hat uns allen, aber insbesondere auch vielen Singles das Leben schwer gemacht. Entspannt neue Leute kennenlernen, während wir möglichst jeden Kontakt vermeiden sollen? Das ist schwierig. Doch der natürliche Wunsch nach Beziehung, nach Zuwendung, Liebe und menschlicher Nähe bleibt bestehen. Somit ist klar:
Auch in Corona Zeiten dürfen wir die Wichtigkeit von Dates und das Grundbedürfnis nach Kontakt nicht verleugnen.
Dates mit Gedanken an Corona im Hinterkopf bringen selbstverständlich ganz neue Fragen mit sich: Ist es okay, sein Date nach einem Corona-Test zu fragen? Wie soll das mit dem Abstand funktionieren? Darf Corona Gesprächsthema sein? Der erfahrene Beziehungscoach und Bestseller-Autor Dominik Borde aus Österreich verrät dir hier, wie du diese Fragen entspannt lösen kannst – und einer neuen Liebe trotz Corona somit nichts im Weg steht.
Ja, in Zeiten von Corona ist es absolut okay, vor einem Date um einen Corona-Test zu bitten. Denn für das Entstehen menschlicher Beziehungen ist es von Anfang an wichtig, den anderen so anzunehmen, wie er ist, auch mit all seinen Ängsten und Unsicherheiten.
Dir um deine Gesundheit Gedanken zu machen, ist nichts, wofür du dich schämen musst.
Doch natürlich kommt dein Bedürfnis nach Sicherheit viel besser an, wenn es nicht als Forderung formuliert wird. Niemand möchte quasi eine Generalklausel fürs Leben verordnet bekommen. Sag also nicht: „Ohne Test brauchst du gar nicht anzukommen“, sondern sprich dein Bedürfnis und den dahinter liegenden Wert an. Sag, warum dir das wichtig ist. „Du, ich möchte mich gerne sicher fühlen und entspannt mit dir unterhalten. Ist es okay für dich, wenn wir uns vorher beide testen?“. So wirst du kaum auf Ablehnung stoßen und ihr beide könnt viel entspannter euer erstes Date erleben.
Persönliche Treffen sind gerade oft etwas seltsam und bringen einen Haufen Fragen mit sich. Umarmen ist nicht angesagt, aber ist Handschlag okay? Oder doch lieber Anstupsen mit dem Ellenbogen? Oder nur Zunicken? Darf ich ihm oder ihr im Gespräch näher kommen, oder sollte ich lieber die ganze Zeit viel Abstand halten? Ist es okay, die Flasche Wein zu teilen, oder soll jeder seine eigene haben? Nur draußen spazieren gehen oder doch auch in der Wohnung unterhalten? Als ob das Daten neuer Leute nicht schon unsicher genug wäre. Was zur Vorbereitung auf jeden Fall hilft: Mach einen Corona-Test vorab. Damit sparst du dir unnötigen Stress und Erklärungen. Und ansonsten:
Sprecht ehrlich darüber, wie viel Abstand bzw. Nähe für euch okay ist, was sich gut anfühlt und was vielleicht noch nicht. Sich nach all den Lockdowns und der Corona-Isolation erst einmal etwas unsicher mit neuen Begegnungen zu fühlen ist völlig okay – ganz vielen Menschen geht es gerade so.
Und mit Verständnis und offen sprechen machen wir es uns gegenseitig leichter. Vermutlich dauert es noch eine ganze Weile, bis wir uns wieder entspannt umarmen können. Bis dahin hilft: auf Augenhöhe reden, ehrlich die eigenen Ängste ansprechen, testen und entspannt bleiben, damit eine neue Liebe natürlich in dein Leben kommen kann.
Es heißt oft, Politik und Religion sollten wir bei einem ersten Date als Gesprächsthemen lieber weglassen. Doch wie ist das mit Corona? Kein Zweifel, dieses Thema bestimmt seit langer Zeit unser Leben. Was dürfen wir gerade, was nicht? Wie sind die Zahlen, wie läuft es mit den Impfungen? Ist Reisen bald mal wieder möglich?
Corona ist schon lange kein temporäres Ereignis mehr, sondern ein Prozess, der die Welt und uns alle geprägt und verändert hat. Es ist daher völlig unrealistisch, dass zwei Menschen, die sich kennenlernen und nahekommen wollen, über dieses Thema Stillschweigen bewahren und an all den offensichtlichen Veränderungen des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens vorbeireden.
Daher braucht es einen bewussten Zugang und Eigenverantwortung dazu, wie viel Platz wir dem Virus in unseren Gesprächen einräumen wollen – und wenn das Wesentliche gesagt ist, auch einen bewussten Verzicht darauf. Wenn ihr schon vor dem Date über Tests und Abstände gesprochen habt, wird es euch die Romantik danken, wenn ihr jenseits davon auch andere Themen findet.
Sollte es euch dennoch ein Anliegen sein, euch dazu auszutauschen, empfehle ich einen offenen Zugang und die Einsicht: Die reine Wahrheit ist schon gelogen. Ich weiß, dass ich es nicht weiß, und jeder von uns hat nur seinen momentanen Stand des Irrtums zu dem Thema. Daher sei kein Besserwisser und zwinge deinem Gegenüber deine Meinung zu Corona-Themen nicht auf.
Wer besser zuhört, bekommt mehr erzählt, daher gib deinem Date unbedingt die Gelegenheit zu Ende auszusprechen, widerstehe dem Drang zu unterbrechen, wenn du anderer Meinung bist, und räume bei heiklen Themen ein, du könntest auch falschliegen.
Beispiel: „Lass mich dir kurz meinen Standpunkt nahe bringen und wenn du es anders siehst, dann bitte sag mir im Anschluss, wo ich vielleicht falschliege …“ Wer so kommuniziert, schafft mehr Nähe und Zugewandtheit und die brauchen wir in dieser Zeit des globalen Umbruchs als Gesellschaft dringend. Gerade wenn jemand anderer Meinung ist, gilt es mehr den je Brücken zu bauen, anstatt Abstand zu schaffen.
Ich wünsche euch trotz Corona entspannte erste Dates und viel Kribbeln im Bauch beim Kennenlernen.