In der Schlussszene sehen wir im Zentrum der Leinwand nur mehr die beiden Hauptdarsteller. Nach unzähligen Verstrickungen und einer Verfolgungsjagd zum örtlichen Flughafen - im Beisein der besten Freunde - hat man einander wiedergefunden. Die Nacht davor, samt Stripper/in und Exfreund/in, ist längst aufgeklärt oder vergessen. Er raunt ihr ein "Ich liebe dich" ins Ohr, woraufhin sie, trotz monatelangem Zögerns, endlich dahinschmilzt, „Ich dich auch“ entgegnet und beide sich innig küssen... Wie glückliche Paare Liebe “machen“ erfährst du hier...
Die besten Freunde des Paars atmen - gemeinsam mit den Zusehern vor der Leinwand - erleichtert auf. Für den perfekten „Kodak-Moment“ hebt die überglückliche Hauptdarstellerin das Bein an, Kamera, Zoom-out, alles ist so unendlich schön und einfach! Titelsong und Happy End.
Ich liebe dich - 3 Worte allein sind zu wenig
"Ich liebe dich", drei Worte, die magisch zu wirken scheinen und sich sofort - wie ein wundersamer Zauber - auf jedes noch so verzwickte Miteinander auswirken. Ein "Quickfix", den wir, geprägt durch unsere Popkultur, nur allzu gern willkommen heißen.
Auch die Hitparaden trällern leicht verdauliche Werbeslogans von dieser Art der Liebe. Liebe wird dort dargestellt als etwas, das einen überfällt und in Besitz nimmt - als ein Gefühl, das dich von außen überkommt.
Blind vor Liebe?
Liebe in Form einer Übermacht, an die du (weil du ja nichts dafür kannst) jede Verantwortung über Handeln und Sein abgeben darfst, ja, vielleicht sogar abgeben musst, je nachdem, wie sehr all die gut gemeinte Werbung deine Glaubenssätze beeinflusst hat. Da kann es dann schon vorkommen, dass Mann/Frau den festen Stand im Leben gegen eine pseudoromantische Phantasiewelt eintauscht und sich fallen lässt, in etwas, das sich scheinbar ganz einfach von selbst trägt und sich Liebe nennt.
Liebe oder Schmetterlinge im Bauch
Nahezu jeder Mensch findet die Schmetterlinge im Bauch, dieses Kribbeln des Anfangs und das Gefühl auf leichten Wolken in einen sonnigen Tag - ganz unabhängig vom Wetter - zu laufen, ungeheuer faszinierend. Doch die Schmetterlinge im Bauch bekommen nur eine kleine Ration Nektar mit auf den Weg, der „Anziehung“ heißt. Danach müssen sowohl du selbst als auch dein Partner für Nahrung sorgen, damit die Schmetterlinge wachsen und gedeihen können und um sich schließlich in Paradiesvögel zu verwandeln.
Starke gegenseitige Anziehung, also das, was wir auch „verliebt sein“ nennen, mit Liebe gleichzusetzen, ist BULLSHIT. Auch wenn unsere Popkultur gerne nackte Tatsachen auf dem Altar romantischer Wunschvorstellungen opfert, indem sie einem „Ich liebe dich“ unterschwellig mehr zutraut als dem Sein und Handeln der Menschen. Diese Vorstellung ist angenehm, „tralala wunderschön“, romantisch einfach und in der realen Welt von Paarbeziehungen zu 100 Prozent erfolglos!
Liebe ist etwas, das von 2 Menschen „gemacht“ wird!
Was dauerhaft stützt ist nicht ein bloßes Gefühl der Liebe, welches aus dem Nichts daherkommt und dich überfällt, sondern umgekehrt, es ist das tägliche Schaffen, aus dem sie entsteht. Liebe auf den ersten Blick ist eine Täuschung, Lust und Chemie innerhalb weniger Augenblicke hingegen meist die Realität.
Liebe nährt sich nicht an einem Opferdasein
Liebe braucht all deine Aufmerksamkeit und Anteilnahme als Muse, Macher und Mentor. Was immer du von dem Punkt der Anziehung an entscheidest und tust, macht den Unterschied, ob du ein kurzfristiges Abenteuer erlebst oder eine lange Reise antrittst. Eine Reise mit dem Potential, dass sowohl deine, als auch die Landkarte deines Partners sich über bisherige Grenzen hinaus erweitern, und daraus gemeinsames Land entsteht, welches für beide Partner als fruchtbares Kontingent zum jeweils eigenen Terrain dazu kommt.
Liebe ist vielmehr wie du bist und nicht, was du sagst.
Diese „Reise der Liebe willen“ erfordert all deine Kraft
Zu lieben braucht all dein Herz, all dein Sein, ist mal mühelos lustvoll, dann ein steiler Weg bergauf. Mal Hand in Hand, dann auch wieder jeder nur für sich, auf seinem Weg gehend, zu neuen Gipfeln. Verbunden durch das gemeinsame Ziel, einander vom jeweiligen Gipfel aus liebevoll zu betrachten und im Tal wiedervereint, gemeinsam Höhepunkte zu feiern.
Wer sagt: „Ich liebe dich“, muss zuerst: „Ich“ sagen können und wissen, wer damit gemeint ist.
Danach kommt “Liebe“. Zu lieben bedeutet, den anderen anzunehmen und zu achten, so wie er ist, zu lieben hat nichts mit fordern oder erwarten zu tun. Das „dich“ ist deine Interpretation vom Gegenüber. Du entscheidest, ob du deinen Partner in schwierigen Situationen so sehen kannst, wie er gemeint ist.
Ich liebe dich, nur 3 kurze Worte
- Ich liebe dich - 3 Worte, die viel mehr erfordern, als die bloße Aneinanderreihung von Lauten, wenn dir sonst nichts einfällt.
- Ich liebe dich - 3 Worte, welche nonverbal gelebt sein wollen, bevor sie verbal Bedeutung haben.
- Ich liebe dich - 3 Worte, auf die du nicht ein automatisiertes: „Ich dich auch“ erwarten kannst.
- Ich liebe dich - 3 Worte, die, wenn sie ehrlich gemeint sind, keinerlei Besitzansprüche hegen.
- Ich liebe dich - 3 Worte, welche kein Gefängnis darstellen, sondern einfach nur sind.
Liebe OHNE Erwartungen
Jede an die Aussage „Ich liebe dich“ geknüpfte Erwartung an deinen Partner ist für das Wachstum der Liebe kontraproduktiv und belastend. Daher kommt es auch, dass in der wirklichen Welt dieses Lippenbekenntnis oft nicht den entsprechenden Anklang findet, sondern - im Gegenteil - oft Panik im Gegenüber auslöst.
Zu lieben ist nicht immer leicht
Tief im Inneren spüren die Menschen, wie groß die Aufgabe ist, jemanden trotz seiner Schwächen zu lieben. Da reichen Worte allein nicht aus. Taten, Einstellungen und persönliche Haltung sind der spürbare Ausdruck von Liebe, stellen tagtäglich neue Aufgaben an dich und sind der Schlüssel zum gemeinsamen Paradies.