Dominik Borde, Beziehungs- und Freundschaftscoach von Sozialdynamik im Interview
Die Pyjamaparty mit Popcorn, die Schulter zum Ausweinen oder der Trinkspruch beim Feiern: Der Zauber einer Freundschaft besteht aus vielen Kleinigkeiten und erfordert ein ständiges Geben und Nehmen. Wie Angebot und Nachfrage im Gleichgewicht und du und deine BFF tatsächlich Freundinnen fürs Leben bleiben, zeigen unsere sieben Gebote der Freundschaft.
Was macht eine gute Freundschaft aus?
Gute Freunde feiern gemeinsame Erfolge, freuen sich aufrichtig füreinander und trösten in Krisensituationen. Sie halten viel aus und stehen einander dennoch loyal zur Seite.
Woran erkennt man, dass es eine Freundschaft fürs Leben ist? Studien besagen, dass Freundschaften, die bereits seit über sieben Jahren halten, für immer halten werden …
Das kommt darauf an, wann die Freundschaft geschlossen wurde. Statistiken zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit eher gering ist, dass eine Kindergartenfreundschaft die Schulzeit überdauert. Wird die Freundschaft in der Volksschule geschlossen, steigt die Wahrscheinlichkeit. Je älter wir werden, desto wählerischer sind wir bei unseren Freunden und desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Freundschaft von Bestand ist. Garantie gibt es aber nicht. Nur beste Freunde überstehen kritische Phasen wie Jobwechsel, Umzüge oder Elternschaft. Die gute Nachricht: Je mehr Phasen man überstanden hat, desto stabiler ist die Freundschaft.
Und woran erkennt man, dass eine Freundschaft nicht gut für einen ist?
Eine Freundschaft ist schlecht für mich, wenn sie mich belastet und ich nur noch aus Pflichtgefühl anrufe. Dann hat die Freundschaft ihren Sinn nicht erfüllt - sie sollte nämlich glücklich machen. Eine Freundschaft zu beenden ist gar nicht so einfach. Manche laufen einfach aus, ohne dass je ein böses Wort gefallen ist. Das tut zwar weh, ist aber erträglich. Hauptsächlich ist es das schlechte Gewissen, das einen plagt. Bei wirklich engen Freundschaften tut das Ende dagegen weh. Wir haben Liebeskummer. Deshalb gilt - wie bei Beziehungen: Ein klärendes Gespräch haben beide Seiten verdient. Und dann heißt es gehen.
Wie viele Freunde kann man realistisch haben? Und wie viel Zeit sollte man sich für Freunde nehmen?
Freundschaften brauchen Zeit und gemeinsame Erlebnisse. Da kein Mensch ein unbeschränktes Zeitbudget hat und unsere emotionale Bindungskapazität begrenzt ist, ist die Anzahl der wirklich guten Freunde überschaubar. Jugendliche und junge Erwachsene haben zumeist mehr Freunde, während die Anzahl der Freunde im Laufe des Lebens wieder abnimmt. Übrig bleiben die Menschen, die einem wirklich etwas bedeuten. Und genau diese guten Freunde halten es auch aus, wenn manchmal weniger Zeit da ist. Nicht die Quantität entscheidet, sondern die Qualität. Aber bei allem Alltagsstress ist es wichtig, sich bewusst Zeit zu nehmen. Schließlich sind es die Freunde, die bleiben, auch wenn der Partner geht oder die Kinder ausgezogen sind.
Was sollte man mit seinen Freunden gemeinsam haben - und in welchen Punkten ist es okay, unterschiedliche Meinungen zu vertreten?
Freundschaft heißt, so sein zu können, wie man ist. Ohne Wenn und Aber. Das heißt nicht, dass man total gleich sein muss. Tatsächlich leben Freundschaften davon, dass nicht alle Dinge und Bereiche miteinander geteilt werden. Das unterscheidet auch eine Kinderfreundschaft, die von der größtmöglichen Mengenüberschneidung lebt, von einer späteren Freundschaft zwischen Erwachsenen. Echte Freunde können mit Unterschieden umgehen und voneinander profitieren. Überschneidungen sind dennoch wichtig, denn der Zauber einer Freundschaft lebt vom gemeinsamen Erleben, vom gemeinsamen Träumen, Lachen und Verstehen.
Fünf Anzeichen dafür, dass zwischen euch eher ein Frenemy-Verhältnis (Kunstwort aus Friend und Enemy) besteht als eine Freundschaft:
– Magdalena Pötsch, Miss Magazin