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Liebe zwischen zwei Kulturen - Liebe, wie es Gott gefällt.

Geschrieben von Dominik Borde | Montag, 8. Juni 2015

Liebe zwischen zwei Kulturen: "Wie Kinder haben wir uns mit dem Herzen gesehen. Jetzt sollen wir plötzlich anders sein, obwohl uns das von alleine nie aufgefallen wäre..." Jetzt im Biber Magazin - Liebe, wie es Gott gefällt.

 

Der Experte rät: „Töte das Monster, solange es ein Baby ist.“

Eheberater Dominik Borde über Konfliktpotenzial in einer interreligiösen Beziehung, warum es kein Richtig oder Falsch gibt und die Wichtigkeit, Probleme anzusprechen.

 

biber: Warum spielt Religion in den meisten Ehen eine große Rolle?
Dominik Borde: Nicht die Religion ist das Problem, sondern eher die Werte und Normen, die von der Familie und der zugehörigen Glaubensgemeinschaft vermittelt werden.

biber: Können diese Beziehungen funktionieren?
DB: Liebesbeziehungen sind immer eine Herausforderung. Bei unterschiedlichen Glauben steigt das Konfliktpotenzial. Für eine glückliche, interreligiöse Liebesbeziehung darf es in diesem Kontext kein „richtig“ oder „falsch“ geben, sonst fühlt sich ein Partner nicht vollkommen akzeptiert und abgelehnt. Das tut weh.

biber: Können Sie uns ein Beispiel aus der Praxis nennen?
DB: Dilara ist eine junge, türkische Muslimin und Abraham ein junger, armenischer Christ. Beide sind nicht wirklich religiös, ABER die Familien der beiden nehmen ihre Religion wirklich sehr, sehr ernst. Das Paar wirkt sehr harmonisch und ihre Liebe ist stark, doch ihr einziger Streitpunkt ist die Erziehung ihrer ungeborenen Kinder! In diesem Fall spielt der familiäre Background eine tragende Rolle und ist stärker als die persönliche Vorstellung von Kindererziehung und Familienplanung der beiden. 

Ein anderes Beispiel: Jelena ist eine orthodoxe Russin, Mitte dreißig, Martin ein katholischer Österreicher im selben Alten. Die beiden sind seit fünf Jahren ein Paar. Jelenas Familie drängt unaufhörlich zu einer Hochzeit, da die Beziehung sonst keinen Wert hat und Jelena ihre Eltern endlich zu Großeltern machen soll. Martin will nicht unter diesen Umständen heiraten, was Jelena noch mehr Druck bereitet. Im Leben gibt es nie nur eine oder zwei Lösungen und manchmal braucht es da eine neue Perspektive. 

biber: Und die wäre?
DB: Es ist wichtig, den Partner nicht verändern zu wollen und ihm auch nicht das eigene Weltbild aufzudrängen. Entscheidend ist, dass Religion nie wichtiger ist als die Liebe zueinander wird. Wenn jeder seine Individualität ausleben kann, ohne seine Herkunft zu leugnen, ist die Liebe stark.

biber: Wann kommen die Paare zu Ihnen?
DB: Meistens kommen sie dann, wenn die Beziehung kurz vor dem Abgrund steht. In diesen Fällen rate ich zu dem folgenden, simplen Motto: „Töte das Monster, wenn es noch ein Baby ist“, dh. selbst im anfänglichen Verliebtsein soll man aufkommende Probleme packen und nicht ignorieren.

biber: Haben Sie einen guten Tipp für unsere Leser?
DB: Wenn du eine glückliche Liebesbeziehung möchtest, darfst du dich nicht an der Norm orientieren. Behalte unbedingt ein Bild von der Liebesbeziehung vor Augen, die du führen möchtest und lass dich in deinen Träumen nicht von Scheidungsraten oder frustrierten Paaren beirren. Denn die große Liebe gibt es, wenn man bereit ist, an sie zu glauben.

 

– biber, Heft vom Juni 2013