Freizeitvergnügen. Mit den gemeinsamen Hobbies in einer Beziehung ist es so eine Sache: Sie will nicht jedes Wochenende ihren Liebsten von der Tribüne aus anfeuern, er hingegen verweigert den Tanzkurs. Da stellt sich die Frage: Müssen gemeinsame Hobbies überhaupt sein? Von Tamara Hörmann
Für den einen ist es eine verzichtbare Freizeitaktivität, für den anderen die große Leidenschaft: Klettern, Briefmarkensammeln oder Origami ist nicht unbedingt jedermanns Sache. In einer Beziehung hat man trotzdem oft das Gefühl, die Hobbies des Partners ausprobieren zu müssen. Dabei ist es keineswegs notwendig, gemeinsame Hobbies zu haben, erklärt Beziehungscoach Dominik Borde aus Wien.
„Es gibt viele Menschen, die ihr ganzes Leben lang kein Hobby finden, das sie mit Passion betreiben. Zu zweit ist es noch schwieriger‘, so der Experte. Manche Paare kämpfen zwanghaft um ein gemeinsames Hobby. Dabei sind dieselben Werte und Ziele im Leben sowie Aktivitäten im Alltag viel wichtiger. „Es geht darum, gemeinsam Zeit zu verbringen, etwas zu erleben. Das kann ganz einfach mal ein Theaterbesuch oder Candle-Light-Dinner sein.“
Hat der Partner allerdings eine Freizeitaktivität gefunden, die er mit Leidenschaft betreibt, sollte man über seinen Schatten springen und ihn dabei unterstützen. „Das heißt nicht, dass ein Sportmuffel einen Marathon rennen muss. Es reicht eine gemütliche Sportrunde‘, rät der Beziehungsexperte. Denn so wird Interesse signalisiert, und genau das ist der Knackpunkt: Wenn sich ein Paar nicht mehr füreinander interessiert, ist Alarmstufe Rot. Kommen Sie zum Beispiel nur noch familiären oder gesellschaftlichen Verpflichtungen gemeinsam nach und haben sich sonst wenig zu sagen, muss etwas geändert werden.
„Studien zeigen, dass sich Paare nach gemeinsamen sportlichen Aktivitäten zufriedener mit der eigenen Beziehung und dem Partner näher fühlen.”
„In meiner Praxis beobachte ich, dass viele Paare mit den Jahren immer weniger zusammen unternehmen. Nach der ersten Phase der Verliebtheit werden die eigenen Interessen wieder wichtiger“, erklärt Borde. Oft gibt es dann Streit darüber, dass ein Partner zu viel Zeit in sein Hobby investiert. Der wahre Grund für die miese Stimmung ist aber ein anderer: „Meist sind nicht die eigenen Hobbies das Problem, sondern fehlende gemeinsame Aktivitäten. Und das kann jeder ändern.“
Bei gemeinsamen Unternehmungen geht es um einen Ausbruch aus dem Alltag, der zusammenerlebt wird. Gut geeignet sind hierfür besonders sportliche Aktivitäten. Diese erhöhen laut wissenschaftlichen Erkenntnissen die Beziehungszufriedenheit. Zudem ähneln die körperlichen Symptome bei Workouts - schwitzende Hände, erhöhter Puls, verkürzter Atem – dem Zustand des Verliebtseins. Unser Gehirn verwechselt das gerne.
Die Geschlechter unterscheiden sich weniger in der Art, wie sie Hobbies betreiben, sondern
mehr darin, welchem Vergnügen Sie nachgehen. Während es unter Männern sehr viele Sammler gibt, interessieren sich Frauen häufiger für Kultur und Literatur.
Der gemeinsame Fernsehabend auf der Couch geht für den Experten hingegen nicht als Hobby durch. „Ich kenne Paare, die jeden Sonntag Tatort schauen, dieses Ritual lieben. Doch bei den meisten ist der Fernseher eher Berieselung und kein Hobby“, weiß Borde. Schlussendlich muss dennoch jedes Paar für sich selbst entscheiden, was es lieber getrennt und was gemeinsam unternimmt. Und diese Entdeckungsreise bleibt spannend.
– Weekend Magazin, Nr. 12/2016, Seite 38-39