In den Medien | Sozialdynamik in der Presse

Smart bis wir ein Smartphone besitzen – Beziehungskiller Handy

Geschrieben von Dominik Borde | Montag, 8. Juni 2015

„Früher war es die Zigarette, heute das Handy“

Dominik Borde im Interview mit News zum Thema „Beziehungskiller Handy“!

NEWS: Löst das Handy Beziehungskrisen aus?

Dominik Borde: Grundsätzlich spielt das Handy eine immer größere Rolle bei Beziehungskrisen. Es gibt dabei mehrere Dimensionen. Einerseits stört das Gerät die Beziehungen, weil es zu Eifersucht kommen kann. Zum einen auf die Menschen, über die mit dem Handy kommuniziert wird, und zum anderen auf das Gerät selbst. Beispielsweise wenn es ein Partner ständig nutzt und sich der andere dadurch zurückgesetzt fühlt. Ein weiteres Thema ist die permanente Erreichbarkeit, mit der viele Menschen heutzutage leben und die es vielen schwer macht, sich auch einmal bewusst auf das Gegenüber zu konzentrieren.

NEWS: Wie häufig kommen diese Themen in Ihren Therapie-Sitzungen vor?

Borde: Das Thema Eifersucht kommt natürlich am häufigsten vor. Aber auch die ständige Verwendung des Smartphones wird immer mehr zum Thema. Man muss den Leuten nur beispielsweise im Lokal zusehen. Der eine geht auf die Toilette und sofort wird das Handy hervorgekramt. Ohne Handy geht es für viele gar nicht mehr.

NEWS: Das Handy lenkt uns also von unserem Leben ab?

Borde: Früher war es die Zigarette, mit der wir uns ablenkten, heute übernimmt diese Rolle immer mehr das Handy. Das Abschalten fällt uns dabei immer schwerer. Ich merke das schon in meinen eigenen Therapiestunden, dass immer mehr Klienten das Handy selbst dort noch auf den Tisch legen wollen. Für unsere Beziehungen ist das ein großes Problem. Denn in der Beziehungskommunikation ist es wichtig, dem Gegenüber zu vermitteln, in diesem Moment der wichtigste Mensch für einen zu sein. Wenn man ständig auf sein Handy starrt, ist das nicht mehr vermittelbar.

NEWS: Wie kann man den selbstbestimmten Umgang mit dem Handy wieder lernen?

Borde: Wichtig ist hier die Eigenverantwortung. Es braucht Disziplin, um das Gerät auch einfach einmal abzudrehen. Es gab eine Zeit, in der war es etwas Besonderes, ein Handy zu haben. Heute ist es eher ein Ausdruck von Sklaverei als von Selbstbestimmung, immer erreichbar zu sein. Dabei kann ich mich in den allermeisten Fällen bewusst dagegen entscheiden. Man muss sich nur eingestehen, dass man nicht Barack Obama ist und der Anruf oder die Mail, die einen noch erwartet, vielleicht dann doch nicht so wichtig ist.

NEWS: Sollten wir ganz aufs Handy verzichten?

Borde: Polemisch gesagt sind viele Leute smart, so lange sie kein Smartphone haben, da es uns das Denken vielfach abnimmt. Heute kommt es ja schon vor, dass ein Mann die Telefonnummer seiner Frau nicht mehr auswendig weiß. Ist das Handy kaputt, kann er sie nicht mehr erreichen und muss bei der Oma nachfragen, die noch die Nummern händisch notiert. Es geht aber natürlich nicht darum, das kleine Helferlein Handy zu verbannen, aber es sollte auch nicht unser Leben bestimmen. Wir müssen vielfach wieder lernen, dass es Zeiten gibt, in denen einfach nichts passiert. In denen wir durchschnaufen und uns Gedanken über uns selbst machen. Dieses in sich Ruhen ist heute oft nicht mehr möglich, weil sich die Leute immer mit ihrem Smartphone ablenken.

NEWS: Wie spricht man in einer Beziehung das Thema Dauertelefonieren am besten an?

Borde: Man muss dem Partner klar machen, dass er, wenn er mit mir Zeit verbringen will, in dieser auch anwesend sein muss. Es gehört zum guten Ton, sich dann auch mit dem Gegenüber zu beschäftigen. Wenn der andere nur am Telefon hängt, muss man die Härte haben zu sagen, dass man etwas Besseres zu tun hat als dem anderen beim Telefonieren zuzusehen. Man muss hier klare Grenze setzen.

 

– News, Heft Nr. 30 vom 24. Juli 2014