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Soll ich gehen oder bleiben?

Geschrieben von Dominik Borde | Sonntag, 18. September 2016

Paarcoach Dominik Borde zum Thema: "Soll ich gehen oder bleiben" Wann lohnt es sich zu kämpfen und wann ist der Schuldenberg am Beziehungskonto so hoch, dass nur noch die Trennung als letzte Lösung bleibt...

 

Liebeskrise: Soll ich gehen oder bleiben?

Haben sich Routine und Gewohnheiten in die Beziehung eingeschlichen, fragen sich viele Paare: Wie soll es mit uns weitergehen? Zum Glück gibt es Anzeichen, die helfen, eine richtige Entscheidung zu treffen …

Zu zweit ist man weniger allein — heißt es zumindest in der Theorie. Wenn die Partnerschaft jedoch zum gedanklichen Inhalt schlafloser Nächte wird, sollte sich etwas ändern. Und zwar besser früher als später. „In einer unglücklichen Beziehung auszuharren, kann ebenso qualvoll sein, wie sich zu verabschieden“, weiß der Paartherapeut Dr. Mathias Jung. Das Problem: „Oft ist es nicht die Liebe, die uns aneinander bindet, sondern Gewohnheit, gemeinsame Verpflichtungen und Aufgaben sowie die große Angst vor Veränderung und dem Alleinsein“, erklärt Beziehungscoach Dominik Borde. Ein Teufelskreis, aus dem nur ein Weg herausführt: die schonungslose Konfrontation mit den eigenen Ängsten, aktuellen Bedürfnissen und Gefühlen.

Denn: „Eine glückliche gemeinsame Vergangenheit ist kein Grund, an einer unglücklichen Beziehung festzuhalten. Und Angst vor einem Leben ohne Partner auch nicht“, rät der Experte und ergänzt: „Rein wissenschaftlich gesehen gibt es mehr als den einen idealen Partner.“ Wenn die Krise jedoch bewältigt werden soll, ist es wichtig, dass die entzweiten Liebhaber in sich hineinhorchen und entscheiden, ob von der einstigen Leidenschaft noch wenigstens ein Funke übrig ist. „Liebe hat die wunderbare Eigenschaft, dass sie immer wieder neu entflammt werden kann, wenn beide Partner bereit sind, das Feuer nachzuheizen“, so der Paarcoach. Vorausgesetzt natürlich, „sie sind bereit, gemeinsam diese Krise durchzustehen, um an ihr zu wachsen.“ 

Oft steckt hinter dem Gedanken zu gehen nämlich viel mehr der Wunsch nach einer Trennung von „einem unerträglichen Zustand“ als der nach einer „Trennung vom Partner“. Beim Versuch, die Missverständnisse und Probleme anzugehen, darf es deswegen ruhig auch lauter werden. Dominik Borde stellt klar: „Hoffnung besteht, solange Paare noch streiten. Da sind Emotionen vorhanden, auch wenn es in diesem Moment negative sind.“ Partnerschaften zerbrechen laut des Experten nicht an dem einen Streit oder dem einen Wort. „Vielmehr ist das ein schleichender Prozess.“ 

Nach der Verliebtheitsphase müssen beide Seiten an einem glücklichen Miteinander abseits der Routine arbeiten und sich regelmäßig fragen: Wo stehen wir? Vorstellungen, die am Anfang der Beziehung gleich waren, ändern sich mit der Zeit, genau wie die Menschen in einer Beziehung. Manchmal ist deshalb ein Neuanfang auch eine Chance – „der Weg dorthin zwar steinig, aber befreiend.“ Eine missglückte Beziehung heißt nicht, dass versagt oder zu wenig gekämpft wurde. Es bedeutet lediglich, dass die Vorstellungen zweier Menschen nicht zusammengepasst haben.

 

Interview mit Beziehungscoach Dominik Borde

Wann lohnt es sich, um eine Beziehung zu kämpfen?

Den Partnern muss vor allem klar sein, was die Beziehung für sie bedeutet. Wenn noch ein Fünkchen Liebe da ist und wenn sie bereit sind, alte Muster aufzubrechen und sich neu zu finden, dann sind die Voraussetzungen gut, dass sich der Kampf um ihre Beziehung lohnt.

Wie viel Zeit sollte man sich und dem Partner geben?

Je früher ein Paar gegensteuert und sich aktiv seiner Krise stellt, desto leichter und rascher ist die Krisenbewältigung. Je größer der Schuldenberg auf dem Beziehungskonto, desto schwieriger und langwieriger ist der Prozess. Wichtig ist daher weniger der Zeitfaktor, sondern dass das Paar einen Plan hat, wie es seine Krise bewältigen möchte.

Was sind die absoluten Warnsignale, dass die Beziehung beendet werden sollte?

Meist gibt es nicht nur ein Warnsignal, sondern ein ganzes Hupkonzert. Das Ende selbst ist aber meistens ein stilles. Wenn die Partner nicht mehr miteinander reden, wenn sie große Entscheidungen im Alleingang treffen, wenn sie sich nicht mehr respektieren oder respektlos miteinander umgehen, wenn sie nebeneinander und nicht mehr miteinander leben, wenn sie nicht mehr miteinander lachen können, wenn sie die Nähe des anderen nicht mehr ertragen und wenn sie keinen Sex mehr miteinander haben. Dann ist das Ende ihrer Beziehung ganz nah.

 

– Neues für die Frau