Die Dos and Donts des Vorspiels werden lange und breit diskutiert. Worüber aber kaum jemand spricht, ist das, was nach dem Sex passiert. Die Zigarette danach, das romantische Kuscheln oder der Weg ins Badezimmer sagen nämlich mehr aus, als uns bisher bewusst war.
DAS SZENARIO: Rauchen.
DAHER KOMMT’S: „Wer sagt, das Schönste am Sex sei die Zigarette danach, macht etwas falsch. Wer kann nach gutem Sex schon noch eine Zigarette halten?“ Okay, dieser Schmäh hat durchaus seine Berechtigung, körperlich spielt sich aber etwas anderes ab: „Durch Sex ist der Herzschlag erhöht und die Blutgefäße sind erweitert, da fährt das Nikotin noch besser. Raucher wissen: Nie schmeckt eine Zigarette besser als nach dem Sex oder Sport’, erklärt Dominik Borde. Dennoch: Es gibt nichts Abtörnenderes als kalten Rauch – und außerdem ist es nicht gesund. Wir wollen nur das Beste für euch – und das sind wir, also lasst uns lieber kuscheln.
DAS SZENARIO: Kühlschrank plündern.
DAHER KOMMT’S: Wusstest du, dass Kuschelsex rund 150 und heißer Sex 350 Kalorien in 20 Minuten verbrennt? „Daher ist es logisch, dass sich danach schon mal der Magen melden kann“, sagt Beziehungscoach Dominik Borde. Wir wissen selbst: Wenn uns der Heißhunger packt, eröffnen wir höchstpersönlich die „Hunger Games“ und machen die Küche zum Schlachtfeld. Daher nicht sauer sein – der Gute hat sich verausgabt und muss seine Reserven auffüllen. Außerdem: „Bei Süßem wird unser Belohnungszentrum im Gehirn aktiviert“, sagt der Experte. Dem Liebsten sei also die Belohnung gegönnt – sofern er etwas aus dem Kühlschrank mitbringt, versteht sich.
DAS SZENARIO: Fernseher anmachen.
DAHER KOMMT’S: Wenn du möchtest, dass romantische Stimmung so schnell wie möglich flöten geht, dann dreh direkt nach dem Sex den Fernseher an. Am besten noch eine Sendung wie „Das Geschäft mit der Liebe“ oder „Teenager werden Mütter.“ Allerdings muss Fernsehen nach dem Sex nicht zwingend ein Zeichen für Langeweile oder Desinteresse sein, wie Dominik Borde klar- stellt: „Wenn nach dem Sex die Erregung abklingt, sind viele zu faul zum Reden. Fernsehen ist das Signal, dass jetzt nur noch Berieselung geht. Tipp: Einfach dazukuscheln und gemeinsam zappen. Das kann herrlich entspannend sein und gleichzeitig Gesprächsstoff liefern.“
DAS SZENARIO: Zur Seite drehen – an Kuscheln ist gar nicht zu denken.
DAHER KOMMT’S: Aus der Puste, völlig erledigt und entspannt: Mal ehrlich, direkt nach dem Sex mutieren wir selbst auch manchmal zu MC Hammer á la „U can't touch this“ und drehen uns auf unsere Seite des Bettes. Wenn uns der Partner also direkt nach dem Sex nicht fest an sich drückt, sondern uns eher nur mit den Fingerkuppen berührt, als wären wir ein Stück verwelkter Spinat, der sich im Abfluss verheddert hat, müssen wir nicht immer viel hineininterpretieren: „Verschwitzt und dann Körperkontakt? Das ist für viele nicht besonders prickelnd. Lass dem Partner eine Verschnaufpause – wie du sie auch hin und wieder brauchst“, erklärt der Beziehungscoach.
DAS SZENARIO: In den Arm nehmen und gemütlich kuscheln.
DAHER KOMMT’S: Zugegeben, eine kleine Kuscheleinheit nach dem Sex kann schon was – sofern nicht ein One-Night-Stand neben uns liegt, den wir schneller bei der Tür hinaus wünschen, als Eminem „Get outta here” rappen kann. Man sagt nicht ohne Grund, Kuscheln sei noch intimer als der eigentliche Geschlechtsverkehr – und da ist durchaus was dran, wie Dominik Borde weiß: „Kuscheln schafft Vertrauen, Nähe und schüttet das Glückshormon Dopamin aus. Der Hautkontakt und der Herzschlag des anderen wirken beruhigend und lassen einen nach dem Höhenflug gemeinsam wieder runterkommen“. Kuscheln nach dem Sex ist also ein echter Vertrauensbeweis. Schööön!
DAS SZENARIO: Gleich wieder loslegen.
DAHER KOMMT’S: Pause? Wird überbewertet. Alles auf Anfang, weiter geht’s! Was uns Frauen aufgrund der multiplen Orgasmusfähigkeit deutlich leichter gelingt, ist bei Männern eher eine Seltenheit – aber: „Mit ein bisschen Training kann schon mal eine zweite Runde gelingen“, weiß der Experte. Daher schieben wir alle zickigen, vorwurfsvollen „In der ersten Runde waren wir wohl zu langweilig“-Gedanken beiseite, denn er hat schließlich nicht ohne Grund Lust auf ein zweites Mal. Und sollte das noch nicht so klappen: Wie gesagt, die Übung macht den Meister ...
DAS SZENARIO: Weinen.
DAHER KOMMT’S: Was wie eine überdramatische Szene aus einem Film von Nicholas Sparks klingt, ist in der Tat ein ernst zunehmendes Phänomen. „Postkoitale Dysphorie” ist die Bezeichnung dafür, wenn nach dem Sex Emotionen überkochen und Tränen fließen. Dominik Borde weiß: „Ein besonders intensiver Orgasmus kann nicht nur unbeschreiblich schöne Gefühle auslösen, sondern auch Tränen. Das können Tränen des Glücks sein oder eine Art Absturz, wenn sich nach dem Sex die Glückshormone wieder beruhigen. Aber: kein Grund zur Panik. Bei einer Achterbahnfahrt liegen Angst und Glück ja auch ganz nah zusammen“
DAS SZENARIO: Ohne Umwege ins Badezimmer huschen.
DAHER KOMMT’S: Unter einem irrsinnig schlechten Vorwand direkt nach dem Sex ins Bad huschen, um sich die Nase zu pudern? Egal ob Männlein oder Weiblein - diese Eitelkeit á la Kanye West wirkt auf den ersten Blick nicht gerade sexy. Was wir aber nicht vergessen dürfen: „Oft wird beim Sex nicht nur der Penis oder die Vagina stimuliert, sondern gleich die ganze Region – und damit auch die Harnblase“, klärt Beziehungscoach Dominik Borde auf. Also kein Grund zur Sorge. Außerdem: Vielleicht macht sich der werte Herr ja einfach nur bereit für eine zweite Runde – und das kann man ihm ja wirklich nicht zum Vorwurf machen.
DAS SZENARIO: Sofort einschlafen.
DAHER KOMMT’S: Wir haben uns gerade völlig verausgabt – und als Dank breitet sich ein schnarchendes Faultier quer über das ganze Bett aus! Hand aufs Herz, wir haben bei dem Szenario alle schon mal wie Grumpy Cat herself reagiert. Dabei sollten wir das künftig eher als Kompliment auffassen: „Wenn die Erektion abklingt, setzt sofort Tiefenentspannung ein. Sex hat alle Kräfte mobilisiert, jetzt darf er loslassen. Was für viele Frauen ein Affront ist, ist nur ein Zeichen, dass er alles gegeben hat", sagt der Experte. Also gut – dann mutieren wir künftig eben doch eher zur Kuschelkatze statt zur Grumpy Cat.
– Magdalena Pötsch, Miss Magazin