Schmetterlinge im Bauch
Über die Liebe wird ständig und viel gesprochen und meist findet man weniger Antworten als neue Rätsel. Was genau ist Liebe? Wann und wo beginnt sie und wie kann sie in einer Paarbeziehung dauerhaft gelebt werden? Beziehungscoach und für Mich-Experte Dominik Borde steht Rede und Antwort!
Die Wissenschaft hat festgestellt, Verliebtsein ist ein beziehungsgeschichtlich erstes Stadium, in dem wir heftigste körperliche Empfindungen verspüren, ständig an eine Person denken müssen und uns intensiv nach ihr sehnen. Wenn wir verliebt sind, schaltet sich im Gehirn jene Region aus, deren Aufgabe es ist, andere kritisch zu beurteilen. So kann es vorkommen, dass verliebte Menschen tatsächlich „blind sind vor Liebe“ und große Schwierigkeiten haben zu erkennen, ob das Gegenüber im besten Fall eine „Entwicklungsstufe“ ist oder tatsächlich der Mann oder die Frau fürs Leben! Verliebt zu sein erzeugt einen rauschartigen Zustand im Gehirn, der mit der Zeit nachlässt und entweder in einen ebenso intensiven Zustand der Liebe wechselt oder aber endet.
Wovon ist es nun abhängig, ob der Übergang vom Stadium der Verliebtheit zur Liebe gelingt? Hier der Brief einer Klientin, deren wesentliche Frage viele von uns beschäftig:
Lieber Herr Dominik Borde,
Lange zeit war ich Single und ich muss gestehen, ein glücklicher Single. Nun ist es aber passiert: Ich habe mich Hals über Kopf verliebt in einen Mann, bei dem mir jedes Mal der Atem wegbleibt, wenn ich an ihn denke. Ich war noch nie so glücklich mit jemanden und auch noch nie so unglaublich verliebt. Ich fühle mich manchmal wie eine Jugendliche (ich bin 36), muss aber sagen, dass ich es sehr genieße! Manchmal aber, wenn ich mit ihm zusammen bin, dann überkommt mich eine Melancholie, die mir sagt: Alles im Leben ist endlich und nichts hält ewig. Ich weiß, das klingt kindisch, aber ich will nicht, dass es aufhört! Die Paare in meinem Umkreis sind schon lange zusammen und um ehrlich zu sein, verliebt sehen die alle nicht mehr aus. Entschuldigen Sie meine naive Frage, aber kann man dieses Verliebtheitsgefühl ewig behalten und wenn ja, wie? Danke, dass Sie meinen Brief überhaupt gelesen haben!
Anna (Name geändert)
Sehr viele Frauen geht es ähnlich wie Anna. Einerseits wünschen sie sich eine glückliche Liebesbeziehung: leidenschaftlich, authentisch, treu, dauerhaft und auf Augenhöhe mit einem Partner, der richtig auf sie steht. Andererseits bezweifeln sie, dass es überhaupt möglich ist, diesen Wunsch zu verwirklichen. Ihre Zweifel scheinen berechtigt, denn schließlich gibt es nur wenige Paare, die den Traum von der großen Liebe auch dauerhaft leben.
Tatsache aber ist, so wie mit der Liebe verhält es sich mit nahezu allen anderen Bereichen unseres Lebens: Was die meisten haben, ist den meisten zu wenig, denn die meisten haben nicht was sie wollen! Ein glückliches Beziehungsleben ist außergewöhnlich und verlangt daher auch außergewöhnliches handeln.
Beginnen sie über Beziehungen außerhalb der Norm nachzudenken.
Ein weiser Mann hat einmal gesagt: „Das Problem mit der Zukunft ist, die meisten Menschen erwarten nicht, dass sie großartig wird.“ Eine dauerhaft glückliche Liebesbeziehung erfordert eine positive Haltung und Einstellung die Zukunft ihrer Liebe betreffend. Hören Sie auf, sich an der Norm zu orientieren, denn dort wollen Sie nicht hin.
Handeln Sie verliebt
Verliebt sein ersteht aus dem Gefühl: Die Art und Weise, wie ich Mann bzw. Frau bin, kommt voll gut beim anderen an. Ich mache etwas und er/sie findet es großartig. Er/Sie hört, sieht und versteht mich besser, as der Rest der Welt, kennt mein Innerstes. Wir verbringen unsere Zeit am liebsten mit Menschen, in deren Gegenwart wir uns besonders wohl mit uns selbst fühlen, kein Wunder also, wenn in einer Paarbeziehung, in der gegenseitig viel aneinander auszusetzen ist, die Verliebtheit schwindet. Die gegenseitige mangelnde Begeisterung lässt zunächst die Lust und nach und nach auch die Liebe verblassen.
Machen Sie den ersten Schritt!
Fragen Sie sich zunächst einmal selbst, wovon genau Sie in Ihrer Partnerschaft gerne „mehr“ hätten, welches Gefühl sie vielleicht vermissen und welche Erfahrungen Sie gerne mit Ihrem Partner teilen würden. Und dann geben Sie genau das zuerst! Die Frage nach „wer hat angefangen“, „wer ist im Recht“ oder „wer trägt die Schuld“ ist für eine dauerhaft glückliche Liebesbeziehung kontraproduktiv.
Nie genug? Was die meisten haben, ist den meisten zu wenig, denn die meisten haben nicht, was sie wollen!
Es ist besser in Liebe zu sein als ständig im Recht. Für den Fall, der Mann an Ihrer Seite bleibt eine Enttäuschung und erwidert Ihre liebevolle Bemühungen nicht, so können Sie mit dem Gewissen Ihr Bestes gegeben zu haben, weiterziehen.
Akzeptieren Sie, was am Partner völlig anders ist!
Nichts wirkt anziehender und vertieft die Liebe zwischen zwei Menschen mehr, als gegenseitige Annahme, Respekt und echt Anerkennung. Unsere tiefste und größte Angst im Leben ist es, so wie wir sind, nicht geliebt oder gewollt zu werden. Jedes Ding hat zwei Seiten, nimmt man die eine, nimmt man automatisch auch die andere. Wir vergessen im Lauf der Zeit das, was uns ursprünglich angezogen hat und übersehen die positiven Aspekte individueller Veranlagung unserer Partner. Fast jedes Problemverhalten hat auch eine positive Kehrseite und sehr häufig wählen wir unsere Partner nicht trotz ihrer Macken, sondern gerade weil sie so veranlagt sind.
– Für Mich, Mai 2013, Seite 34-35