Kommunikation ist nicht WAS du sagst, sondern was beim Gegenüber ankommt! Sich im gegenseitigen Austausch gesehen, gehört und verstanden zu fühlen, ist der Schlüssel zu mehr Zugewandtheit, Liebe und Leidenschaft und jener Bereich, an dem die meisten Paare scheitern...Paarcoach Dominik Borde für Neues für die Frau.
Am Anfang ist alles rosarot: man hat sich so viel zu erzählen, nicht selten wird dabei die Nacht zum Tag gemacht. Die Verbindung zwischen den Partnern könnte nicht intensiver sein. Doch auf den anfänglichen Höhenflug folgt schnell der Absturz in den Alltag. Die Gespräche werden sachlicher und kürzer — und wer jetzt nicht aufpasst, schlittert geradezu in eine handfeste Liebeskrise. Denn: „Kommunikationsfähigkeit ist der Faktor, der eine Partnerschaft am sichersten zusammenhält“, erklärt Claudia Thomas, Psychologin am Münchner Institut für Forschung und Ausbildung in Kommunikationstherapie. „Wenn Timing, Themen und Tiefe stimmen, können Gespräche eine ganz neue Nähe in der Liebe herstellen.“ Und obwohl dies laut einer Studie des Marktforschungsinstituts GfK 92 Prozent der Paare bewusst ist, hapert es dennoch bei der Umsetzung. Denn reden ist eben nicht gleich reden. Nur etwa jedes zehnte Paar nutzt laut der Studie die Gespräche zum Austausch über Befindlichkeiten, Gefühle und Probleme— obwohl sich zwei von drei befragten Gegenteiliges wünschen.
Ein Interessenkonflikt, der durch Mutlosigkeit beider Parteien entsteht, dann in Banalitätsdiskussionen untergeht und mit ernsthaften Beziehungsproblemen endet. Letzte Chance: der verbale Striptease, die totale Offenbarung. „Das ist der beste Beziehungskitt, weil dafür absolute Ehrlichkeit und absolutes Vertrauen nötig sind“, erklärt Psychologieprofessor Paul Ekman. „Nichts bindet einen Menschen so sehr an einen anderen wie das Gefühl, ihm alles über sich selbst, die ganze schonungslose Wahrheit, mitteilen zu können.“ Dabei müssen neben dem passenden Zeitpunkt vor allem die richtigen Worte gefunden werden.
Leichter gesagt als getan, weiß auch Paarcoach Dominik Borde. „Die meisten von uns sind Konfliktvermeider, Frauen genauso wie Männer“, erklärt der Experte. Deswegen „streiten viele Paare oft monatelang an Nebenschauplätzen herum, ohne dass das eigentliche Thema angesprochen wird.“ Denn obwohl Männer und Frauen bewiesenermaßen gleich viele Wörter am Tag gebrauchen (circa 16000), sind emotionsgeladene Gespräche nicht SEIN Fall — das starke Geschlecht redet lieber über sachliche Themen. Frauen hingegen verfügen über wesentlich mehr Emotions-Kommunikationszellen im Gehin und sind ihren Partnern somit in diesem Feld weit überlegen, wie die Neuropsychologin Louann Brizendine herausfand. „Frauen haben einen achtspurigen Highway, um ihre Gefühle auszudrücken, Männer nur eine Landstraße.“
Kein Wunder also, dass so ein intensives Paargespräch lange aufgeschoben wird. „Das Wichtigste ist, dass beide zu Wort kommen dürfen und ihre Sicht darlegen können. Also für beide gilt weniger reden und mehr zuhören“, empfiehlt der Paartherapeut Borde — besonders bei Streitthemen natürlich nicht leicht umzusetzen. „Jeder fühlt sich im Recht und möchte den anderen überzeugen“, weiß der Experte. Doch „es geht nicht ums Gewinnen oder Verlieren, sondern um eine gemeinsame Lösung“. Die Unterhaltung sollte abwechselnd und vom Redner in der „Ich“-Form geführt werden, dadurch werden die Aussagen persönlicher, weil die Person klar zur Sprache bringt, wie sie sich in der derzeitigen Situation fühlt. Äußerungen, die nur auf andere gerichtet sind (Du-Sätze), sind meist Vorwürfe oder Anklagen, die als Auslöser für Gegenangriffe oder Rechtfertigungen wirken. Auch „mögen Männer keine Girlandensätze“, warnt die Kommunikationsberaterin Nicola Fritze. „Wenn eine Frau dann noch schnell, hoch und laut spricht, schalten sie irgendwann ab.“ Doch auch darüber kann gesprochen werden, denn nur so entsteht eine echte Wir-Welt.
Warum sind Gespräche so wichtig für die Liebe?
Wir fühlen uns verbunden, verstanden und geborgen, wenn wir uns regelmäßig austauschen, uns von unserem Tag berichten, miteinander Pläne schmieden und merken, dass wir unserem Gegenüber alles anvertrauen können — von Freude bis Kummer. Sogar Streitgespräche sind wichtig, denn solange Paare noch streiten, sind Emotionen im Spiel, was bedeutet: Es besteht noch Hoffnung.
Was sind die größten Fehler, die Paare dabei machen können?
Nicht zuhören können und sich keine Zeit nehmen, das sind elementare Fehler in der Kommunikation. Auch das Smartphone kann zum Störfaktor werden, wenn alle fünf Minuten eine Nachricht reinkommt. Intensive, beziehungsfördernde Gespräche leben dagegen davon, dass Zeit keine Rolle spielt, dass wir uns aufeinander konzentrieren können. Ob einer mehr und der andere weniger redet, ist meist nicht relevant. Da gibt es unterschiedliche Kommunikationstypen. Wichtig ist, dass jeder genug Raum bekommt.
Über welche Themen sollten sich Paare regelmäßig austauschen?
Gemeinsame Pläne, Einstellungen, Werte und Entscheidungen, aber auch Ängste, Sorgen, einschneidende Erlebnisse und das Thema Sex. Prinzipiell ist vor allem wichtig, was zukunftsorientiert ist. Wenn ein Paar gemeinsame Ziele hat, dann ist zum Beispiel die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es diese gemeinsam realisiert.
– Neues für die Frau