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Ukraine: Wie können wir mit dem Wahnsinn der Welt umgehen?

Geschrieben von Masha Hell-Höflinger | 26 Mär

Der Krieg in der Ukraine stürzt unsere Welt in Unfrieden, viele Menschen habe Angst um die Zukunft. Wie können wir mit der psychischen Belastung umgehen?

Die Bilder aus der Ukraine sind zutiefst verstörend. Flüchtende Menschen in tiefster Verzweiflung, weinende Kinder, zerstörte Städte, Militärkonvois, Explosionen. Dieser Krieg verändert unsere Welt massiv und löst bei vielen Menschen große Sorgen um die Zukunft aus.

Wird dieser Krieg noch weiter eskalieren? Wie können wir den Menschen in und aus der Ukraine helfen? Was droht uns in Zukunft noch an militärischen Aggressionen? Wie kann ich meinen Kindern diesen Krieg erklären? Wie kann ich sie davor beschützen?

Diese und viele Fragen mehr bewegen viele Menschen und lösen teils große psychische Belastungen aus. Wie wir damit umgehen können, dazu möchte ich euch hier einige Gedanken mitgeben.

Fest steht: Wir leben in einer Zeit des Umbruchs. Die friedliche Welt, wie wir sie zumindest in Europa viele Jahrzehnte erleben durften, existiert nicht mehr. Die Welt von morgen sieht anders aus und muss von uns neu erfunden werden. Aber genau das ist der springende Punkt.

Wir sind dem Weltgeschehen nicht hilflos ausgeliefert, auch wenn viele von euch das im Moment sicherlich so empfinden. Vielleicht können wir nicht unmittelbar den Krieg zwischen der Ukraine und Russland beenden. Aber wir alle können etwas dafür tun, der Aggression etwas entgegen zu setzen.

Und genau das geschieht in diesem Moment bereits. Wir erleben eine gigantische Welle der Hilfsbereitschaft und die beeindruckende Kraft der Solidarität und Einigkeit. Wir lassen die Menschen in der Ukraine nicht alleine. Wir helfen, wir spenden, wir machen das Unrecht sichtbar, wir reisen an die Grenzen, um die Geflüchteten in Empfang zu nehmen, wir gehen auf die Straßen, um für den Frieden zu demonstrieren und für die Welt, wie wir sie uns für die Zukunft wünschen. Eine Welt, in der jeder und jede in Frieden leben darf.

Menschen wie du und ich werden jetzt zu Heldinnen und Helden. Die, die selbst kaum etwas haben, geben ihr letztes Geld, um Medikamente für schwer Kranke zu bekommen. Ältere geben ihre Jacken frierenden Kindern. Helferinnen und Helfer setzen alles mögliche in Bewegung, um die Flüchtende aus der Ukraine zu holen und ihnen eine sichere Unterkunft zu besorgen. Menschen, die damit rechnen müssen, dafür hart bestraft zu werden, stehen auf und sprechen gegen diesen Krieg.

Was du tun kannst, wenn du dich ohnmächtig und hilflos fühlst

Wenn auch du dich gerade fragst, was du tun kannst, um das Weltgeschehen zum Positiven zu verändern, du dich aber völlig überfordert und hilflos fühlst, dann können dir hoffentlich die folgenden Gedanken helfen.

Zuerst einmal ist es völlig in Ordnung, wenn du für dich beschließt, dich nicht 24 Stunden am Tag mit den erschreckenden Nachrichten zu beschäftigen, auch wenn du den Drang verspürst, pausenlos das Geschehen zu verfolgen und vielleicht auch das Gefühl hast, den Menschen in der Ukraine und in Russland den Beistand auf diese Weise schuldig zu sein. Ja, es ist wichtig, informiert zu bleiben. Aber die meisten von euch haben auch noch ihre ganz persönlichen Themen und Probleme und nicht endlose mentale Reserven.

Hinzu kommt: Wenn ich andauernd auf ein Problem fokussiere, wird dieses in meinen Gedanken immer mehr Raum einnehmen und immer mehr Stress auslösen. Je mehr Stress ich habe, umso weniger kann ich klar denken. So kann ich keine guten Handlungen mehr kreieren, weder für mich, noch für meine Mitmenschen. Um gut mit der Situation zurechtzukommen, brauchen wir zwingend Wege, um unseren Zustand positiv zu halten. Schau also, dass du dich nicht nur mit den Kriegsnachrichten beschäftigst, sondern kümmere dich gerne auch mit ruhigem Gewissen um deinen Liebeskummer, deinen Job-Stress oder darum, dass deine Grünpflanzen gut wachsen.

Du hast die Macht, die Welt zum Guten zu verändern

Als zweites möchte ich auf das Gefühl der Ohnmacht eingehen, das viele von euch haben, dieses Gefühl: Ich kann ohnehin nichts dagegen machen und bin dem hilflos ausgeliefert.

Ich sage euch: Da liegt ihr völlig falsch. Ihr seid nicht ohnmächtig. Ihr seid übermächtig. Jeder von uns hat die Macht in sich, über das hinwegzukommen, was uns betrifft.

Der erste Schritt ist das bereits angesprochene Defokussieren, weg von der Panik, hin zur Ruhe und zum selbstbestimmten Handeln. Gehe deine Angst bewusst bis zum Ende durch. Überlege dir, was das Schlimmste ist, das passieren kann und finde einen Weg, damit umzugehen. Ja, du könntest sterben. Aber Fakt ist: Seitdem du denken kannst, befindest du dich an einem Ort, den du nicht lebend verlassen wirst. Was kannst du also tun, damit du davor keine Angst mehr haben musst? Was kannst du heute tun, um damit besser umgehen zu können? Konzentriere dich dabei genau auf heute und nicht auf in sechs Wochen. Mach dir nicht Gedanken darum, was für Probleme noch kommen könnten, sondern schau, was du jetzt, heute, lösen kannst.

Du kannst der Welt nichts Gutes tun, wenn es dir selbst nicht gut geht. Wenn du gerade viel Kummer und Sorgen hast, schau zuerst was du tun kannst, damit es dir besser geht und bringe dich in einen guten Zustand. Möglicherweise ist es gerade nicht dein Job, die Welt zu retten, möglicherweise ist dein Job jetzt erst einmal ruhig zu atmen.

Wenn du das gemacht hast und es dir besser geht, wirst du auch positiv auf deine Umgebung wirken. Da geht es erstmal nur um deinen engsten Kreis. Das kann zum Beispiel sein die nervöse Frau an der Supermarktkasse, die dutzende Konserven kauft, weil sie glaubt, sie muss sich auf einen Atomkrieg vorbereiten. Vielleicht kannst du sie behutsam ansprechen und ihr sagen: „Hey … alles wird gut.“ Vielleicht kannst du ihr etwas von deiner Ruhe weitergeben. Und wenn die Frau drei Kinder hat und du kannst diesen auch noch ein Lächeln geben, zur Not auch mit den Augen über der Maske, dann tust du der Welt etwas Gutes.

Etabliere tägliche Rituale, die dir dabei helfen, ruhig zu bleiben. Vielleicht hilft es dir, mit einer Meditation in den Tag zu starten. Vielleicht hilft es dir, jeden Abend mit einem lieben Menschen zu sprechen.

Befreie dich von überflüssigem Ballast

Als nächstes kannst du schauen, was du in deiner Umgebung verändern kannst.

Frage dich: Wofür ist diese Situation eine Chance?

Vielleicht kannst du damit beginnen, deine Wohnung aufzuräumen. Vielleicht kannst du so viel Platz freiräumen, dass du da jemanden unterbringen kannst, der gerade dringend eine Unterkunft braucht. Vielleicht räumst du aber auch einfach nur auf, um dich von dem Stress der unnötigen Gegenstände zu befreien. Auch das hilft deiner Selbstwirksamkeit, und Ballast loszuwerden stärkt dich in jedem Fall, unabhängig von der aktuellen Krise.

Oder du nutzt den Moment, um Dinge zu klären, die dich mental belasten. Vielleicht setzt du dich mit deiner Familie zusammen und sagst: „Liebe Leute, die Welt ist gerade dermaßen in Aufruhr, lasst uns die Dinge besprechen, die uns als Familie belasten, damit es uns danach schon mal besser geht.“ 

Du willst konkret helfen? Dann los!

Und wenn es dir am meisten hilft, in Aktion zu gehen: Dann los. Geh zu den Demonstrationen. Informiere dich, wo du am besten mit Geldspenden, aktiver Mithilfe oder der Organisation von konkret benötigten Mangelartikeln helfen kannst. Schaffe Möglichkeiten zur Unterbringung von Flüchtlingen. Informiere dich in deiner Stadt, was du tun kannst, um vor Ort zu helfen. Vielleicht kannst du Windeln, Babynahrung und Decken zur Notunterkunft bringen, vielleicht kannst du beim Sortieren von Kleiderspenden helfen.

Manche von uns fühlen sich gerade schlecht, weil es uns so gut geht, im Vergleich zu den Menschen, die jetzt in so großer Not sind, die ihr Zuhause verloren haben und nicht wissen, wo sie in Zukunft leben sollen. Doch wenn wir unseren Vorteil nutzen, um diesen Menschen zu helfen, können wir eine Quelle der Liebe und des Lichts sein.

Auch ich selbst war sehr betroffen und habe all das empfunden und die Schritte durchgemacht, die ich bisher beschrieben habe. Es trifft mich zutiefst, welches Leid die Menschen in der Ukraine, aber auch viele Russinnen und Russen derzeit erdulden müssen. Die Frage, wofür diese Zeit eine Chance sein kann, hat mich aber schnell in meinen Mut und in meine Kraft gebracht. Ich bin an die ukrainische Grenze gereist, um dort all den Menschen in Not zu helfen und habe dort unglaubliche Erfahrungen gemacht. Jetzt, wo ich zurück bin, unterstütze ich einige der geflüchteten Familien dabei, in Österreich anzukommen und überlege konkret, was ich noch tun kann, um weiterhin zu helfen.

Jetzt ist die Zeit: Wir müssen dem Hass mit Liebe begegnen

Krieg ist nie die Lösung und geht immer auf unser aller Kosten. Je weniger wir uns in diesen Konflikt hineinziehen lassen, umso weniger Energie wird diesen Krieg speisen. Lasst euch nicht ein auf Hetze und negative Propaganda gegen Russen, ob in Russland oder in anderen Ländern. Es ist die kriegerische Politik der russischen Führung, die uns den derzeitigen Konflikt in diesem furchtbaren Ausmaß beschert. Lasst uns gemeinsam dagegen aufstehen und uns einsetzen für Menschlichkeit, Herzlichkeit und Zusammenhalt. Je mehr Liebe wir aussenden, umso weniger kann der Hass wachsen.

Wenn wir als Menschen zusammenhalten, wird daraus Gutes entstehen. Je mehr Menschen Hoffnung haben, Licht und gute Gedanken, umso mehr gute Energie entsteht daraus und irgendwann ein gemeinsames Gefühl von: Wir bekommen das hin!

So grausam dieser Krieg jetzt ist, er ist auch eine Chance für die Welt, zu begreifen, worauf es wirklich ankommt. Es kommt an auf Zusammenhalt, auf Nächstenliebe, auf Akzeptanz. Wir müssen die Gräben überwinden, die sich in den vergangenen Jahren aufgetan haben und mit aller Liebe, die wir aufbringen können, den Hass einfangen, der im Moment die Welt regiert. Es liegt an jedem einzelnen von uns, zu verhindern, dass dieser Krieg noch weiter eskaliert. Jede und jeder von uns kann so viel dafür tun. Begegne den Menschen um dich herum mit Liebe. Und wenn sie im Widerstand mit dir sind und mit dir diskutieren wollen, begegne ihnen erst recht mit Verständnis und Liebe. Nur Liebe nimmt dem Hass seine zerstörerische Kraft.

Und wenn du dir Unterstützung dabei wünschst, mental mit dieser Krise im Außen parallel zu deinen persönlichen Krisen umzugehen, dann zögere bitte nicht, dich auch an uns zu wenden. Hier kannst du einen Termin für ein kostenloses Erstgespräch vereinbaren. Wir Coaches von SozialDynamik stehen dir zur Seite, wenn es darum geht, schwierige Zeiten durchzustehen.

In diesem Sinne, alles Gute für euch, passt auf euch und eure Lieben auf!

Eure Masha