Liebeskummer innerhalb einer Paarbeziehung entsteht oftmals durch unlösbare Beziehungsprobleme. In einem erfolgreichen Paarcoaching bleiben manche Probleme bestehen - und trotzdem ist alles anders. Paare zeigen danach eine deutlich größere Kooperationsbereitschaft, mehr Zugewandtheit, weniger Fronten und eine gewandelte Stimmung. Sie haben unter anderem gelernt, liebevoller mit störenden Verhaltensweisen ihres Partners - in denen eine individuelle Veranlagung, Charakterstruktur oder Lebensgeschichte zum Ausdruck kommt - umzugehen. (Quelle: Hans Jellouschek)
Im Paarcoaching begegne ich Menschen unterschiedlichster Herkunft und sozialer Schicht und unterschiedlichstem Alter und Bildungsstand: Lehrer, Studenten, Mütter, Väter, Angestellte, Unternehmer usw. Allen gemeinsam ist der Wunsch nach Liebe, nicht nach Liebeskummer, und einer Lösung ihrer Beziehungsprobleme.
Auch wenn Veränderung in jeder Beziehung möglich ist, manche negativen Muster sind hartnäckig und bleiben weiterhin bestehen. Oft helfen weder ein Coach noch liebevolle oder wütende Bemühungen der Partner, um Probleme zu beseitigen. Die Frage ist, soll Mann/Frau, ad infinitum weiterkämpfen, resignieren oder neue Wege gehen?
Zunächst hilft eine Unterscheidung in lösbare und unlösbare Beziehungsprobleme:
In vielen Beziehungen treten unlösbare Probleme auf. Ein durch Unfruchtbarkeit oder Zeugnisunfähigkeit verhinderter Kinderwunsch, eine chronische Krankheit, Behinderung oder altersbedingte Beeinträchtigungen. All das lässt sich nicht einfach wegpusten und stellt ganz besondere Herausforderungen im gegenseitigen Umgang dar. Manche Paare scheitern an diesen Hürden und ihre Beziehung geht in die Brüche. Bei anderen Paaren wiederum wächst und vertieft sich die Liebe, auch wenn das Problem bestehen bleibt oder gar schlimmer wird. Von diesen Paaren können wir eine Menge lernen!
Ein Mann kann lernen, wie man Shorts auch ohne Kniestrümpfe und Sandalen kombinieren kann, das ein Museumsbesuch nicht weh tut, dass schmutzige Wäsche nicht zur Wohnraumdekoration gehört und Freizeitgestaltung auch ohne Sportsendungen möglich ist. Eine Frau kann sich daran gewöhnen, dass sie für ihn immer ausreichend Kleidung besitzen muss und er nie Gefallen am Einkaufen finden wird. Dass Mann auf der Hand liegende indirekte Fragen genauso wenig versteht wie subtile, indirekte Fragen und es lieber simpel hält. Ein Paar, das keine Zeit für gegenseitigen Austausch findet, kann einen Zeitpunkt vereinbaren und sich daran halten.
In einer Beziehung, in der es beiden Partnern an Energie fehlt, kann eine Putzfrau oder ein Babysitter Abhilfe schaffen, sofern diese nicht Symbol des Versagens darstellt, weil das Paar den Anspruch erhebt, alles selber machen zu müssen.
Diese Gruppe beinhaltet jene Probleme, die irgendwo zwischen Gruppe A und B anzusiedeln sind. Hinter ihnen liegt etwas Tieferes als das vordergründig negative Verhalten. Es sind jene Probleme, in denen eine individuelle Veranlagung, Charakterstruktur oder Lebensgeschichte zum Ausdruck kommt. Typische, scheinbar lösbare, und dennoch unlösbare Beziehungsprobleme, sind zum Beispiel:
In der aus unserer Sicht verständlichen Annahme, solche tieferliegenden Probleme wären lösbar, sagen wir zu unseren Partnern Dinge wie:
Wir verlangen ein Ab- oder Angewöhnen, ein anderes, neues Verhalten, ein Verändern. Doch egal wie wir es auch drehen und wenden, das Problem bleibt. In solchen Fällen helfen die Strategien von Paaren aus der Gruppe A (unlösbare Probleme) weiter.
Paare mit unlösbaren Problemen finden eine Lösung dadurch, dass beide das Problem annehmen und in Liebe tragen lernen. Beide Partner entschließen sich, möglichst harmonisch damit zu leben. Auch wenn das Problem nicht verschwindet, kann sich Neues daraus erschließen. Es gibt keinerlei Schuldzuweisungen, nach dem Motto: „Hör auf krank oder behindert zu sein“, sie werden sagen: „Es hat uns beide getroffen“.
Paare mit unlösbaren Problemen halten nicht an der Vergangenheit fest. Der nicht erfüllte Kinderwunsch, mangelnde Gesundheit, Alterserscheinungen oder der Verlust einer Ressource werden als neue Realität akzeptiert und gelebt.
Natürlich dauert das Annehmen seine Zeit und geschieht nicht ohne Schwierigkeiten. In der ersten Phase ist es hilfreich, aufkommende Gefühle zuzulassen, der Wut, dem Schmerz, der Auflehnung zunächst Raum zu geben. Freunde, Familie, Berater und Therapeuten können helfen, die neuen Gegebenheiten akzeptieren zu lernen.
Der Problemverursacher erkennt an, was dem anderen zugemutet wird, und zeigt Dankbarkeit und Achtung vor der Herausforderung, die er damit für sein Gegenüber darstellt. Der Betroffene wiederum zeigt Geduld und Verständnis mit den Einschränkungen seines Partners.
Die Partner haben gelernt, das Problem als eine neue Herausforderung ihrer Entwicklung zu verstehen. Glückliche Paare mit unlösbaren Problemen haben eine Antwort auf folgende Fragen gefunden.
Jemand der in einer Partnerschaft mit einem Problem der Kategorie C - weder eindeutig lösbare noch eindeutig unlösbare Probleme - konfrontiert ist, könnte jetzt denken: „Ja, aber es ist doch etwas völlig anderes, wenn jemand eine chronische Krankheit hat, als wenn mein Partner chronisch zu spät kommt.“ Kann sein, muss es aber nicht. Wenn dem zu spät Kommen eine wichtige persönliche Erfahrung, eine Geschichte oder eine individuelle Veranlagung zu Grunde liegt, macht es für den Verursacher keinen Unterschied, ob man sich in diesem Punkt rein theoretisch ändern könnte. Man könnte, doch er/sie kann in diesem Fall nicht.
An dieser Stelle ist Resignation die schlechteste Wahl, denn durch diese geht die Liebe meist kaputt - mehr als im dauernden Kampf.
Wer zu seinem Partner, obwohl es ein bleibendes Problem gibt, weiterhin stehen möchte, anerkennt dieses wie ein gemeinsames Schicksal, das nicht völlig zu verändern sein wird. Akzeptiert sein Verhalten als wunden Punkt des Gegenübers. Umgekehrt entspannt das Eingeständnis des Problemverursachers - dass er sich des wunden Punkts des Partners und der damit verbundenen Belastung der Beziehung bewusst ist - die Situation.
Ein Mann, der seine Partnerin beispielsweise als überempfindlich erlebt, könnte anstelle von: “Geh bitte, sei doch nicht immer so empfindlich, wozu das Theater?“ sagen: „Ich weiß, das ist ein wunder Punkt von dir“. Die Frau ihrerseits kann sich diese Empfindlichkeit eingestehen und erwidern: „Ja stimmt, da bin ich wirklich empfindlich! Ich kann mir vorstellen, dass du damit oft schwer zurecht kommst...“
Wir vergessen im Laufe der Zeit das, was uns ursprünglich angezogen hat und übersehen die positiven Aspekte individueller Veranlagung unserer Partner. Fast jedes Problemverhalten hat auch eine positive Seite und sehr häufig wählen wir unsere Partner nicht trotz ihrer Macken, sondern gerade weil sie so veranlagt sind.
Jedes Ding hat zwei Seiten, nimmt man die eine, nimmt man automatisch auch die andere.
Den idealen Partner gibt es, den perfekten Partner allerdings nicht.
Gegenseitige Zustimmung, Vertrauen und die Einsicht darin, dass manches immer so bleiben wird, und manchmal das, was uns am Gegenüber stört, auch das ist, was wir schätzen und lieben, kann die Gemüter entspannen, die Nähe vertiefen und ein Paar aneinander wachsen lassen. Es ist besser in Liebe zu sein, als ständig im Recht.
In einer Partnerschaft, in der beide Partner gelernt haben, die gegenseitigen Vorzüge weit über alle Nachteile zu schätzen und ohne Fronten und gegenseitige Schuldzuweisungen aus zukommen, wächst das Vertrauen stetig. Da der eine Partner keine Veränderung fordert und den Druck nimmt, fühlt der andere sich mehr verstanden - und in seiner Eigenart akzeptiert. Paaren, die darauf verzichtet haben, das Problem unbedingt lösen zu wollen, passiert häufig, dass deren gegenseitige Wertschätzung, Annahme und Liebe alte Muster in Bewegung bringt und unangenehme und bislang hartnäckige Probleme sich schließlich von selbst auflösen.