Eine Trennung gehört wohl zu einer der schwersten emotionalen Krisen, die einem Mensch in seinem Leben widerfahren. Begleitet wird die Trennung von einem geliebten Menschen häufig von psychischen bis hin zu körperlichen Schmerzen. Die Beschreibung von Trennungsschmerzen liest sich wie die Liste der Symptome einer schweren Krankheit. Anhaltende Trennungsschmerzen sind durchaus ernst zu nehmen und notfalls mit professioneller Unterstützung leichter zu überwinden. Besser jedoch ist es, wenn man einer Trennung vorbeugen bzw. ein Aus der Beziehung überhaupt verhindern kann. Hier erfährst du, was aus Sicht der psychologischen Wissenschaft die typischen Anzeichen für eine bevorstehende Trennung sind, und was du tun kannst, um die Liebe zu erhalten und eine Trennung zu verhindern.
Raubt ihr euch noch den Atem oder erstickt ihr euch schon
Wenn wir ehrlich sind, so verspüren wir die ersten Anzeichen einer Trennung meist lange bevor sie tatsächlich stattfindet: Der Partner fühlt sich “weiter weg“ an, beim Gedanken an ihn formt sich kein automatisches Lächeln mehr auf unsere Lippen. Streitereien rund um Kleinigkeiten häufen sich, gegenseitiges Vertrauen und die Leidenschaft haben stark nachgelassen oder sind gänzlich verschwunden, und während der gemeinsamen Zeit gibt es deutlich weniger zu lachen.
Anzeichen einer zukünftigen Trennung
Der Psychologe John Gottman und seine Kollegen fanden heraus, dass jedoch die auffälligste Verhaltensweise in einer Beziehung, die eine baldige Trennung vermuten lässt, der gegenseitige Umgang in Streitsituationen ist!
Eine Paarbeziehung verbessert sich nicht, wenn sich das Geld auf der hohen Kante türmt, wir relaxed am Strand sitzen und den Sonnenuntergang genießen, sondern an der Art und Weise wie wir mit Krisen umgehen.
In jeder Beziehung kommt es zwangsläufig auch zu gegenseitigen Verletzungen, Streits und Konflikten, doch nicht alle Paare streiten auf dieselbe Art und Weise. Die absoluten No-Gos beim Streiten sind: Androhung von Trennung, Schuldzuweisungen, Gehässigkeit, Sarkasmus, bestrafendes Schweigen, Desinteresse und destruktive Kritik am Partner.
Erfolgreiche Beziehung - Zuhören statt Recht haben
Paare, die ernste Konflikte in ihrer Beziehung meistern und eine glückliche Liebesbeziehung auf Augenhöhe führen, warten ab bis sich ihre emotionale Aufgewühltheit gelöst hat, bevor sie die Meinungsverschiedenheit und Themen, die belasten, auf den Tisch bringen. Je besser du zuhörst, desto mehr bekommst du erzählt! Paare denen es trotz aller Meinungsverschiedenheiten gelingt, dauerhaft verliebt zu bleiben, beherrschen vor allem die Fähigkeit ruhig und präsent zuzuhören, was dem Anderen auf dem Herzen liegt, und zeigen gegenseitiges Verständnis, anstatt defensiv zu werden.
Erste-Hilfe bei einem Streit - Denk an deine Füße
Emotionale Kontinenz bedeutet: Ich manage meine Emotionen, anstatt mich von meinen Emotionen managen zu lassen. Für die Lösung eines Konflikts brauchen beide Partner zunächst Distanz zu sich selbst. Doch inmitten hitziger Streitigkeiten fällt uns gerade dieser so notwendige Schritt ganz besonders schwer. Bei emotionalem Stress geraten wir in unseren Panik- und Fluchtmodus, der ein konstruktives Gespräch völlig unmöglich macht. Stresshormone verringern die Fähigkeit zu kommunizieren um bis zu 75 Prozent!
Was hilft? Denk an deine Füße! Klingt vielleicht komisch, hilft jedoch ausgezeichnet, um deinen Fokus aus dem egoistischen Tunnelblick und weg von negativen Emotionen zu lenken. Konzentriere dich auf deine Füße und spüre intensiv in sie hinein, wackle mit den Zehen, fühle wie sich der Boden unter ihnen anfühlt oder wie der Schuh sie umschließt. Nimm für eine Weile mit deiner gesamten Aufmerksamkeit nur deine Füße wahr.
Sobald du dann wieder mehr bei dir angekommen bist, nimm ein paar tiefe Atemzüge und spüre wie dein Puls sich mehr und mehr beruhigt. Ein Lächeln im Gesicht, (selbst wenn es anfänglich erzwungen ist,) löst Glückshormone aus - Glückshormone killen Stresshormone! Danach versuche die Welt auch aus den Augen deines Partners zu betrachten, gehe von guten Intentionen seinerseits aus und frage dich, was er oder sie gerade fühlt. So gelingt es leichter, eine verfahrene Situation und eigene Emotionen mit mehr Distanz zu betrachten. Mit etwas Abstand kannst du besser entscheiden, in welcher emotionalen Stimmung du tatsächlich mit deinem Partner sprechen möchtest. Stell dir die Frage, was gesagt oder getan werden müsste, damit die Liebe zwischen dir und deinem Partner wieder fließen kann, und dann mach den ersten Schritt in diese Richtung.
Partner die langfristig glücklich bleiben wollen, messen und werten nicht ständig wer gerade dran ist, den ersten Schritt zu machen, sondern tun was es braucht, um ihre Liebe zu erhalten.
Hier findest du alle Artikel zum Thema „Trennung – gehen oder bleiben“.
Studien: Gottman, J. M. (2014). What predicts divorce?: The relationship between marital processes and marital outcomes. New York, NY: Psychology Press. Gottman, J. M., & Levenson, R. W.
(2002). A two-factor model for predicting when a couple will divorce: Exploratory analyses using 14-year longitudinal data. Family Process, 41, 83–96.