Weibliche und männliche Lust funktionieren unterschiedlich. So anders erleben Männer und Frauen Sexualität.
Ihre nackten Körper bewegen sich im perfekten Einklang. Innige Küsse, sanfte Berührungen, tiefe Blicke – es ist, als würden sie miteinander verschmelzen, als wären sie Eins. Wenn Liebespaare in Filmen miteinander schlafen, zeigt sich oft das Bild purer Harmonie. Dabei ist Sex in der Realität aus alles andere als harmonisch. Zu unterschiedlich ticken Frauen und Männer in puncto Sexualität.
Das erlebe ich auch in meiner Coachingpraxis immer wieder: Er will häufiger Sex als sie oder leidet unter Libidomangel, sie will eher abends, er morgens, er wünscht sich Bestätigung, sie will sich fallen lassen können… Für die meisten Paare, die zu mir kommen, ist ihre Sexualität eines der Hauptprobleme in ihrer Beziehung. Doch das muss nicht so sein. Ich bin der Meinung, viele Konflikte ließen sich vermeiden, wenn wir begreifen und anerkennen, dass Männer und Frauen grundverschieden sind. Schließlich heißt es auch „heterosexuell“, was so viel bedeutet wie „anders im sexuellen Empfinden und Verhalten“. Ich möchte in diesem Artikel genauer auf die Unterschiede eingehen und das Geheimnis hinter weiblicher und männlicher Sexualität lüften.
Sein erigiertes Glied lässt keinen Zweifel an seiner Lust, während ihr Begehren ganz versteckt in ihrem Unterleib aufflammt. Es ist offensichtlich, dass allein die körperlichen Voraussetzungen für Sexualität bei Frauen und Männern anders sind. Der größte Unterschied: Das weibliche Verlangen schlummert im Verborgenen und will erst erkundet werden – von ihr selbst und von ihrem Partner.
Kommt sie eher durch Stimulation der Klitoris zum Orgasmus oder ist es der G-Punkt unweit des Vaginaeingangs, der richtig berührt ein Prickeln und Beben entlockt? Eine Frau zu befriedigen, ist anders als beim Mann schon aus rein anatomischer Sicht ein komplexes Unterfangen. Mehr zum Thema: 5 Wege, wie Frauen ihre sexuelle Lust steigern können
Ebenso deutlich wird der Unterschied zwischen weiblicher und männlicher Lust, wenn wir eine Ebene tiefer gehen: Denn Sexualität hat ihren Ursprung in den Hormonen. Der Lustmacher schlechthin ist Testosteron. Dieses wird bei Männern in den Hoden und geringfügig in der Nebenniere produziert, bei Frauen in den Eierstöcken und in der Nebenniere.
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Der Treibstoff für unsere Lust ist allerdings ungleich verteilt. Die Natur hat es bei den Männern besonders gut gemeint und sie mit einer Extraportion des Sexualhormons versorgt. Frauen hingegen haben einen deutlich niedrigeren Testosteronspiegel. Hinzu kommt, dass der weibliche Körper zyklusbedingt großen Hormonschwankungen unterliegt. In den Tagen vor dem Eisprung beispielsweise erleben Frauen häufig aufgrund des Östrogenanstiegs ein Libidohoch. Vor allem gegen Ende des Zyklus ist ihre Lust eher gebremst. Noch viel spannender als die körperlichen Zusammenhänge ist jedoch das, was weiter oben stattfindet: Sexuelle (Un-)Lust entsteht zu 90 Prozent im Kopf.
Die Gespräche mit Hunderten Paaren haben bestätigt: Wenn es um die Sexualität geht, spielt bei Frauen der Kopf eine weitaus wichtigere Rolle als bei Männern. Die belgische, international anerkannte Psychotherapeutin Esther Perel drückt es in einem ihrer Talks so aus: Eine Frau könne sich im Bett erst dann richtig fallen lassen und Lust empfinden, wenn sie sich begehrenswert fühlt. Das setzt voraus, dass ihr innerer Kritiker vor und beim Sex Sendepause hat und sie in einem Zustand der vollkommenen Selbstakzeptanz ist. Denkt sie hingegen an alles, was sie nicht an sich mag, ist schnell Schluss mit Lust.
Das zeigt: Weibliche Sexualität ist extrem selbstreflektiv und bedarf einer gesunden Portion Egoismus. Die Frau dreht sich beim Sex um sich selbst, will sich entgegen ihrer klassischen Rolle mal nicht verantwortlich fühlen und um andere kümmern. Es geht ihr nicht darum, zu versorgen, sondern zu genießen. Das gelingt ihr aber nur, wenn sie sich selbst bedingungslos annimmt, wie sie ist. Dann erst, im Zustand der Selbstliebe, kann ein Mensch auch eine andere Person ehrlich lieben.
Fakt ist, vielen Frauen wie Männern fällt genau das schwer. Das Thema Selbstliebe ist auch eine deiner größten Baustellen? Wenn du herausfinden möchtest, wie du Selbstliebe leben kannst, vereinbare gerne ein kostenloses Erstgespräch mit uns. Im Gespräch erkennst du die Ursachen deiner Themen und wir zeigen dir einen Weg, diese nachhaltig zu verändern. Im Gefühl der Selbstannahme wirst du auch die Sexualität kreieren können, die du dir wünschst und die deinem Innerstens entspricht.
Und was passiert im Gegenzug im Kopf des Mannes? Esther Perel meint dazu: „Nichts törnt Männer mehr an, als dass die Frau erregt ist.“ Denn dann wisse er, dass der Sex ihr gefällt, er also alles richtig macht und keine Angst vor Zurückweisung haben muss. Ein implizites „Ich habe keine Lust auf dich“ ist für die meisten Männer ein solch harter Schlag, dass das männliche Ego tiefe Wunden davonträgt. Anders als bei Frauen ist die Bestätigung von Außen ein Katalysator für die männliche Lust. Sie ist extrinsisch motiviert. Die weibliche Lust hingegen ist etwas Intrinsisches und generiert sich aus der Frau selbst.
Meiner Erfahrung nach hilft es Paaren auf dem Weg hin zu einer erfüllten Sexualität, wenn sich jeder Einzelne über seine:ihre individuelle „Lustmechanik“ bewusst ist und offen darüber spricht: Was gefällt mir im Bett? Welche Rolle möchte ich einnehmen? Mit welcher Intention habe ich Sex? Was suche ich im und durch Sex: Liebe? Heilung? Nähe? Spaß? Doch selbst wenn diese Fragen geklärt sind und ihr euch offen und befreit begegnen könnt, gibt es weitere Hürden für Paare: allen voran der Alltag. Berufliche Verpflichtungen, finanzielle Unsicherheiten wegen laufender Kredite, Kinder, die sich Pausenbrot und Gute-Nacht-Geschichten wünschen oder Eltern, die versorgt werden müssen… die Liste hört nicht auf.
Alltägliche Herausforderungen, ebenso wie emotionale Verletzungen aus lange zurückliegenden Konflikten können eine Beziehung stark belasten und jede aufkeimende Lust im Keim ersticken. Das betrifft übrigens sowohl Frauen als auch Männer. Die weibliche und männliche Lust mag also unterschiedlich funktionieren, doch ihre Gegner sind häufig dieselben. Seit vielen Jahren helfen wir Paaren, ihrem Liebesleben wieder mehr Priorität einzuräumen und zu lernen einander zu genießen. Gemeinsam entwickeln wir individuelle Lösungswege, um eine erfüllte Sexualität zu kreieren, die beiden gefällt.
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Guter Sex hat nichts damit zu tun, die Unterschiede zwischen weiblicher und männlicher Lust auszugleichen. Heißt, es ist absolut nicht sinnvoll, sich als Frau zu mehr Sex zu zwingen oder als Mann den Wunsch nach mehr Intimität wegzudrücken. Guter Sex setzt Andersartigkeit voraus. Echte Anziehungskraft braucht zwei ungleiche Pole. Akzeptiert also, dass es ganz natürlich ist, insbesondere als heterosexuelles Paar, verschiedene sexuelle Empfindungen und Bedürfnisse zu haben. Und, ganz wichtig, sprecht offen darüber, was euch Lust bereitet und was Intimität für euch persönlich bedeutet.
Meiner Erfahrung nach kann es helfen, Sex als einen Ort zu betrachten, den man als Paar gemeinsam aufsucht, um einander zu entdecken und zu erleben. Unterschiede, die vorher zu Konflikten führten, können in einem solchen Rahmen plötzlich sehr aufregend und Lust stiftend sein. Wichtig ist, sich ganz ohne Wertung, Scham, Selbstzweifel und andere blockierende Grenzen zu begegnen. Wenn euch das gelingt und ihr einen gesunden Umgang mit eurer sexuellen Andersartigkeit findet, könnt ihr eine langfristig glückliche und erfüllte Beziehung führen.
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