Diese sieben Sätze helfen deinem Kind dabei, ein starker, selbstsicherer und liebevoller Mensch zu werden, der voller Freude die Welt entdeckt.
Als Mutter von zwei wunderbaren Söhnen habe ich mir in den vergangenen Jahren viele Gedanken darum gemacht, was ich meinen Kindern mit auf ihren Lebensweg geben möchte. Was kann ich tun, damit sie selbstsichere Menschen werden, die voller Vertrauen in sich und das Leben die Welt erkunden und dazu beitragen, sie zu einem besseren Ort zu machen? Was muss ich bei ihrer Erziehung beachten? Was kann und sollte ich ihnen sagen, um ihnen meine Werte zu vermitteln und sie zu starken Persönlichkeiten zu machen?
Dass ich mit diesen Fragen nicht allein bin, weiß ich aus vielen Gesprächen mit meinen Klientinnen und Klienten, die ich zum Thema Eltern-Kind-Beziehung berate.
Fakt ist: Niemand bekommt im Kreißsaal eine Bedienungsanleitung dazu in die Hand gedrückt, wie diese Sache mit dem Eltern sein am besten funktioniert.
Wir bekommen nur ein winzig kleines Wesen in die Arme gelegt und sind ab diesem Zeitpunkt dafür verantwortlich, dass dieses Kind sich gut entwickeln wird. Da kann man schon mal Respekt haben – und jede Menge Fragen. Denn Kinder großzuziehen und für sie Eltern sein zu dürfen ist eine der größten Freuden, die wir erleben können, und eines der schönsten Abenteuer – es ist aber auch eine riesengroße Herausforderung.
Darum möchte ich hier einige der Gedanken dazu mit euch teilen, welche Punkte ich im Austausch mit meinen Kindern als besonders wichtig empfinde.
Denn das ist für mich der Schlüssel für eine gute Entwicklung von Kindern: achtsame und respektvolle Kommunikation, die ihnen vermittelt, dass wir uns für sie interessieren und dass es uns wichtig ist, sie auf ihrem Weg in ihr selbstbestimmtes Leben bestmöglich zu begleiten.
Doch bevor es losgeht, lasst mich kurz festhalten: Es gibt nicht DEN perfekten Weg, gute Eltern zu sein. Wir sind alle unterschiedliche Menschen mit individuellen Herausforderungen. Wir alle geben jeden Tag unser Bestes, um es auf unsere Weise gut zu machen. Und gerade darum ist es so wertvoll, wenn wir uns miteinander austauschen und uns gegenseitig inspirieren.
7 Sätze, die dein Kind stark machen
Hier sind sie also, sieben Sätze, die euch dabei helfen können, eure Kinder zu starken, selbstsicheren und liebevollen Menschen zu erziehen, die an sich selbst glauben und sich trauen, selbstbestimmt ihren Weg zu gehen.
Satz Nr. 1 und 2: „Hörst du das?“ & „Siehst du das?“
Kinder lieben es, die Welt zu entdecken und sind von Natur aus neugierig. Das ist eine wunderbare Eigenschaft, die sich zu fördern lohnt. Schauen wir gemeinsam in die Welt und machen wir uns gegenseitig auf all die großen und kleinen Wunder aufmerksam, die sie zu bieten hat, öffnen wir uns gegenseitig den Blick für Neues und Wichtiges. Wir sehen die bunten Schmetterlinge, das funkelnde Licht der Sonne, das strahlende Grün der Blätter – wir können es aber auch bewusst dazu nutzen, zu sehen und zu hören, wie es den Menschen um uns herum geht. „Siehst du, wie glücklich die Frau dort vorne strahlt, weil ihr Kind sie umarmt?“ „Hörst du, das Baby weint, weil es Hunger hat, seine Eltern werden ihm bestimmt gleich etwas zu essen geben.“ Wenn wir unsere Kinder mit solchen Hinweisen beim Entdecken ihrer Welt begleiten, stärken wir ihre Fähigkeit, wahrzunehmen, wie es anderen Menschen geht und was sie brauchen, damit es ihnen besser geht.
Wer in der Lage dazu ist, die Gefühle und Bedürfnisse anderer Menschen zu erkennen und zu helfen, der kann auch seine eigenen Bedürfnisse besser erkennen und kommunizieren. Eine wichtige Fähigkeit, um im Leben das zu erreichen, was wir wirklich brauchen und uns wünschen.
Satz Nr. 3: „Trau dich, du schaffst das!“
Die meisten Kinder wollen von sich aus so schnell wie möglich ihre Welt erkunden und krabbeln drauf los, sobald es möglich ist. Später laufen sie, klettern Bäume hinauf, kriechen durch Tunnel, springen ins Schwimmbecken, hangeln sich an Seilen entlang … und wir Eltern schauen oft etwas bang dabei zu, einerseits so stolz darauf, was unsere Kinder schon alles können, andererseits besorgt darum, was alles passieren könnte. Es ist eine Kunst, eine gute Balance zu finden zwischen Beschützen und Ermutigen. Aber wenn wir es schaffen, öfter „Trau dich, du schaffst das!“, statt „Vorsicht bitte, das ist viel zu hoch!“ zu sagen, machen wir unseren Kindern Mut und fördern ihre Entwicklung. Und wer schon als Kind gelernt hat, sich Herausforderungen zu stellen, und dass es sich lohnt, zu üben, bis etwas gut funktioniert, der erhält wertvolles Rüstzeug fürs Leben, in dem wir uns immer wieder neuen Herausforderungen stellen müssen.
Satz Nr. 4: „Du bist gut, so wie du bist!“
Ich kenne viele erwachsene Menschen, die sehr unter dem Gefühl leiden, nicht gut genug zu sein. Sie glauben, sie seien nicht gut genug für eine liebevolle Beziehung, nicht gut genug für wertschätzende Freundschaften, nicht gut genug für eine Karriere oder eine angemessene Bezahlung. Dieses Gefühl, nicht gut genug zu sein, kann uns im Leben massiv blockieren und meist werden die Wurzeln für dieses Gefühl in unserer Kindheit gelegt. Dabei gibt es meines Erachtens vier Möglichkeiten, wie das Selbstvertrauen eines Kindes derart beschädigt werden kann, dass es schließlich denkt: „Ich bin wohl nicht gut genug …“.
1. Wenn wir schlecht über unser Kind sprechen
Es sind Sätze, die im Alltag schnell gesagt sind: „Oh, der Pulli passt nicht mehr, du bist zu groß geworden.“ oder „Na, das Pony will wohl nicht so recht, vielleicht bist du ihm zu schwer.“ Oder im Restaurant, wenn das Kind nicht versteht, warum es still sitzen soll: „Warum hörst du nicht auf mich? Was ist denn bloß falsch mit dir?“ Solche Sätze kommen so harmlos daher, aber sie können bei unseren Kindern eine fatale Wirkung haben.
Mach es dir bewusst und versuche, derartige Formulierungen komplett aus deinem Wortschatz zu streichen: Dein Kind ist nicht zu dick, zu dünn, zu groß oder whatever - nichts an ihm ist falsch, es ist genau richtig, so wie es ist. Nicht dein Kind ist zu groß geworden, der Pulli ist zu klein geworden. Nicht das Kind ist zu schwer, das Pony hat nur keine Lust schnell zu traben. Nicht das Kind ist falsch, es wollte vermutlich nur irgendetwas so viel lieber tun, als still am Tisch zu sitzen und hat gar nicht verstanden, warum das nun sein muss.
Sag es deinem Kind direkt: „Du bist gut, so wie du bist“. Und sag es ihm indirekt, indem du negative Formulierungen wie „Du bist zu groß, zu schwer oder zu schüchtern“ komplett vermeidest. Erkläre auch, warum es etwas Bestimmtes tun muss, statt ihm Vorwürfe dafür zu machen, wenn es nicht einfach so pariert.
Bitte auch all die Menschen, mit denen dein Kind oft zu tun hat, in ihrer Sprache auf wertschätzende Formulierungen zu achten, seinen Großeltern, seinen Tanten, Onkeln, Geschwistern oder ErzieherInnen. Es ist nicht einfach, aber es lohnt sich!
Möglicherweise gehört es zu diesem Punkt auch, dass du dein Kind so annimmst, wie es ist. Denkst du, dass dein Kind zu leise, zu schüchtern, zu langsam oder zu verträumt ist? Es wird dein Kind nicht verändern, ihm das zu sagen. Sein Wesen derart zu kritisieren, wird es nur schwächen.
Nimm dein Kind so an, wie es ist. Jeder Mensch hat ein Recht darauf, sein Wesen so entfalten zu dürfen, wie es von Natur aus ist. Versuche lieber, die vermeintlichen Schwächen deines Kindes als eine Chance zu sehen, unsere Welt aus seinen Augen wahrzunehmen. Es kann ein Geschenk sein, dass dein Kind ganz anders agiert als du.
Vielleicht wird dir durch seine Verträumtheit erst wieder bewusst, wie schnell du jeden Tag durch euren Alltag hetzt und wie viel dir dadurch verloren geht?
2. Wenn wir als Eltern schlecht über uns selbst sprechen
Wir Eltern sprechen oft schlecht über uns selbst. „Ich bin viel zu dick geworden.“ „Meine Haare sehen schrecklich aus.“ „Ich bin so doof.“ Wenn unser Kind ständig hört, dass wir so schlecht über uns sprechen, wie soll es dann denken, dass es selbst gut sein könnte? Wir sind seine Eltern, ihr größtes Vorbild, die Menschen, die es am meisten liebt, zu denen es aufschaut, von denen es lernen möchte und von denen es abstammt. Wenn wir uns nicht für gut genug halten, wie soll dann unser Kind sich für gut genug halten können?
3. Wenn andere Menschen unser Kind heruntermachen
Viele Menschen ziehen ihre Kraft daraus, andere Menschen runterzumachen. Wir werden unser Kind nicht davor beschützen können, dass ihm solche Menschen begegnen. Aber wir können ihm erklären, warum manche Menschen gemein zu ihm sind. Mache ihm bewusst, dass es Ausdruck ihrer eigenen Schwäche und Sehnsucht nach Anerkennung ist und dass wir uns davon nicht berühren lassen müssen.
4. Wenn die Industrie unser Kind gezielt manipuliert
Es gibt auf dieser Welt Tausende Menschen, die nur ein Ziel haben: Sie wollen anderen Menschen das Gefühl vermitteln, nicht gut genug zu sein – damit sie ihnen anschließend etwas verkaufen können. So funktionieren große Teile unserer Wirtschaft. Auch unsere Kinder werden es mit dieser Maschinerie zu tun bekommen. Was wir tun können, um sie davor zu schützen, ist, ihnen von klein auf konsequent zu vermitteln, dass sie gut sind, so wie sie sind, und dass sie nicht irgendwelche Produkte brauchen, um sich zu optimieren.
Unserem Kind die Sicherheit mit auf den Weg zu geben, dass es gut ist, so wie es ist, ist eines der größten Geschenke, das wir unserem Kind machen können. Denn wer sich seiner selbst sicher ist, der ist frei, seinen ganz eigenen Weg durchs Leben zu gehen. Denn er wird nicht das Gefühl haben, irgendetwas tun zu müssen, um gut genug zu sein. Er wird sich wagen, für seine Werte einzustehen, er wird sich wagen, Fehler zu machen, er wird sich wagen, seine Träume zu leben.
Satz Nr. 5: „Wollen wir zusammen ein Buch lesen?“
Das gemeinsame Lesen ist eine der schönsten Möglichkeiten, Zeit mit unserem Kind zu verbringen. Es schenkt uns Momente der Nähe und Geborgenheit, stärkt unsere Bindung und hilft ihm dabei, die Vielfalt der Sprache zu entdecken. Wenn wir zusammen mit ihm Bücher lesen, eröffnen wir ihm die Welt der Fantasie und genau diese Fähigkeit ist es, die unserem Kind die Gabe des Träumens schenkt. Große Träume geben uns Kraft und machen es uns möglich, ein Leben zu kreieren, das uns glücklich macht.
Satz Nr. 6: „Es macht so viel Spaß, mit dir zusammen zu sein“
Viele Menschen neigen dazu, ihre Kinder immer nur dann zu loben, wenn sie etwas getan haben. „Hast du deine Hausaufgaben gemacht? Super!“ „Hast du dein Zimmer aufgeräumt? Super!“ „Habt ihr das Spiel gewonnen? Klasse!“
Wenn unser Kind nur dann Anerkennung und Lob von uns bekommt, wenn es etwas getan und erreicht hat, wird es eines Tages glauben, dass es nur dann liebenswert und wichtig ist.
Das ist die Grundlage für Menschen, die später Workaholics oder Perfektionisten werden und kaum etwas von ihrem Leben mitbekommen, weil sie nur noch im Büro hängen. Sie glauben, nur dann etwas wert zu sein, wenn sie pausenlos leisten und ackern. Was unsere Kinder davor schützt: Dass wir sie nicht nur dann loben, wenn sie etwas getan haben, sondern ihnen auch einfach so ohne Anlass sagen: „Es macht so viel Spaß, mit dir zusammen zu sein.“ „Ich lache so gerne mit dir, du hast so viel Humor“. So geben wir unseren Kindern Anerkennung für das, was sie sind – und nicht für das, was sie tun.
Satz Nr. 7: „Ich liebe dich sehr.“
Es ist die wichtigste Aufgabe, die wir als Eltern haben:
Wir müssen unseren Kindern das Gefühl geben, geliebt zu sein. Dieses Gefühl ist die Basis für alle positiven Glaubenssätze, die unserem Kind ein gutes Leben ermöglichen können.
Ein Kind, das vom ersten Moment an darin bestärkt wird, zu glauben: „Ich bin wichtig. Ich bin liebenswert. Ich darf Fehler machen, denn sie sind eine großartige Möglichkeit zu lernen“, wird ganz anders in das Leben gehen als ein Kind, das glaubt: „Ich bin nicht gut genug. Ich darf keine Fehler machen. Ich bin nicht liebenswert.“ Doch wie können wir es schaffen, unseren Kindern diese positiven Glaubenssätze zu vermitteln? Ihnen immer wieder zu sagen, wie sehr wir sie lieben, ist ein sehr guter Anfang. Doch mit den Worten ist es nicht getan. Wir müssen unsere Liebe auch durch Taten zeigen. Wir sind die ersten Menschen, von denen unsere Kinder sich Liebe, Wertschätzung und Aufmerksamkeit erhoffen. Geben wir ihnen das Gefühl geliebt zu sein! Geben wir ihnen Umarmungen, Küsse und Aufmerksamkeit! Geben wir ihnen Zeit und Respekt. Denn wenn wir ihnen all das schenken und sie so spüren lassen, wie sehr wir sie lieben und wie wichtig sie uns sind, dann werden sie auch selbst glauben, liebenswert zu sein – und dementsprechend Gutes in ihr Leben ziehen.