Missverständnisse und Konfliktsituationen bei Paaren entstehen häufig durch falsche Vorannahmen oder gegensätzliche Regeln! Expertentipps für streitende Paare.
Missverständnis - Unterschiedliche Regeln und Vorannahmen
Mancher Widerspruch bleibt so lange ungeklärt, bis man selber ein Opfer von Missverständnissen wird. Das kann man am Beispiel einer berühmt gewordenen Untersuchung zum Knutschverhalten englischer Mädchen und amerikanischer Soldaten studieren, die während des Weltkriegs in England stationiert waren... (nach Dietrich Schwanitz: „Männer eine Spezies wird besichtigt“)
Bei einer Befragung beider Gruppen ist herausgekommen, dass die englischen Mädchen die GIs für besonders stürmisch, sich selbst aber für zurückhaltend hielten; das aber umgekehrt die GIs die Mädchen als forsch und sich selbst als schüchtern einstuften! Als man die Sache näher untersuchte, fand man heraus, dass das Knutschprogramm für beide Gruppen aus circa 20 Phasen bestand.
Unterschiedliche Regeln im “Knutschprogramm“
Im amerikanischen Flirt-Programm kam der Zungenkuss schon in Phase 5, bei den Engländerinnen aber erst in Phase 10 vor. Dafür kam bei ihnen das Befummeln der Intimzonen schon in Phase 11, während das bei den GIs erst in Phase 19 kam. Applizierten also die GIs den Zungenkuss - in ihrer Skala in Phase 5, also recht früh - hieß das für die englischen Mädchen, dass sie auf ihrer Skala schon in Phase 10 angekommen waren. Sie erlebten also die GIs als besonders forsch. Das stellte sie vor die Alternative, entweder abzubrechen oder die nächste Phase, 11 auf ihrer Skala, also Heavy-Petting, einzuleiten. Das kam aber auf der amerikanischen Skala erst in Stadium 19. Folglich hatten die GIs den Eindruck, dass die englischen Mädchen schon in Phase 6 den Übergang zum Vollzug einleiteten.
Das Ergebnis war, dass die ganze Skala von 20 auf 7 Phasen verkürzt wurde und jeder der beiden geschworen hätte, der jeweils andere habe die Sache beschleunigt.
Hier ein weiteres Beispiel für einen Regelkonflikt
Unterschiedliche Partner haben teilweise völlig unterschiedliche Regeln und können sich daher ganz unnötig in die Haare geraten. Wie zum Beispiel dieses Pärchen, das zur Paartherapie kam, um seine Streitkultur zu verbessern:
Sie lebte zu Hause die Regel: „Bei einem Streit wird solange diskutiert, bis er zu Ende ist. Niemand verlässt den Raum, bis alles erledigt und ausgesprochen wurde und alle Beteiligten zufriedengestellt sind.“
Er wiederum hatte in seiner Familie gelernt: „Streitereien geht man am besten aus dem Weg, besser man schweigt, als das Falsche zu sagen. Wenn gestritten wird, verlässt man den Raum, bis sich die Luft geklärt hat und der Sturm vorüber ist.“
Haarsträubende Missverständnisse bei Paaren
Man kann sich vorstellen, wie die Kommunikation der beiden im Ernstfall ausgesehen haben muss und welche Probleme dadurch entstanden sind. Im Coaching von Paaren erlebe ich es immer wieder: Unterschiedliche Vorannahmen darüber, was gerade besprochen wird, was der andere meint oder worum es z. B. bei einem Streit wirklich geht, führen zu teilweise haarsträubenden Missverständnissen.