Was tun wenn du eifersüchtig auf die beste Freundin deines Partners bist. Beziehungscoach Dominik Borde Im aktuellen Miss Interview - Tipps wo die Grenzen liegen und ab wann deine Alarmglocken berechtigt schrillen...
Sein Kumpel in High Heels
Ein Leben ohne beste Freundin ist unvorstellbar. Aber was passiert, wenn dein Freund das auch so sieht und eine omnipräsente BFF hat, die Teil eurer Beziehung zu sein scheint? Unsere Anleitung für eine hoffentlich platonische Ménage-à-trois hilft.
Weißt du noch, damals? Das erinnert mich an die Party von der Kiki, wo du in die eklige Bowle gestolpert bist und alles in hohem Bogen durch die Luft geflogen ist“, erinnert sie sich kudernd und klopft ihm auf die Schulter. Er kichert in Erinnerungen schwelgend lautstark mit. Die einzige Person, die das gesamte Szenario eher mäßig unterhaltsam findet, ist seine Freundin. Die war nämlich bei Kikis Party vor vielen Jahren nicht zugegen. Wie denn auch, immerhin kannte sie ihn zu diesem Zeitpunkt ja noch gar nicht! Im Gegensatz zu seiner besten Freundin. Die war nämlich schon im Teenager-Alter allgegenwärtig und stand ihm bei pubertären Hochs und Tiefs schwesterlich zur Seite. Alles, was er je erlebt hat, scheint sie miterlebt zu haben. Da hilft es auch nicht, dass er jedes Mal betont: „Schatz, sie ist wirklich nur eine sehr enge Freundin ...“
Nur Freundschaft, what else?
Man muss nicht gerade als eifersüchtiger Mensch verschrien sein, um mit dem weiblichen besten Kumpel des Partners ein Problem zu haben. Das hat weniger mit ihrer äußeren Erscheinung – wobei sie meistens leider auch noch hervorragend aussieht – zu tun, sondern eher mit der Vertrautheit.
Umso schlimmer, denn auch Frauen würden bekanntlich eher mit einem einmaligen One-Night-Stand-Ausrutscher klarkommen als mit einer „Ich glaube, ich empfinde was für sie“-Ansage. Umso mehr Überwindung kostet es, sich damit abzufinden, dass er schon lange vor der gemeinsamen Zeit eine Frau an seiner Seite hatte, mit der er durch dick und dünn gehen konnte. Eine Frau, die mit einer Kiste Bier vorbeikam, wenn er Liebeskummer hatte, und problemlos in Jogginghose neben ihm auf der Couch Filme ansah. Da kann man sich als aktuelle Partnerin schon mal in die Ecke gedrängt fühlen.
Also was tun? Einfach sagen: „Schatz, ich komm nicht klar damit, dass du Zeit mit deiner besten Freundin verbringst?“ Klingt irgendwie komisch – und könnte auch nach hinten losgehen, wie Beziehungscoach Dominik Borde verrät: „Das führt häufig dazu, dass die Zeit mit dem weiblichen Kumpel noch interessanter und umso wichtiger wird. Menschen reagieren auf Verbote oder Einschränkungen immer reaktant, das heißt, wir wollen geliebt werden, wie wir sind, und uns nichts verbieten lassen. Ansprechen ja, aber in Form von Wünschen und nicht von Vorwürfen. Zum Beispiel: „Schatz, du fehlst mir und ich würde gerne mehr Zeit mit dir verbringen“ statt „Ständig verbringst du Zeit mit deiner besten Freundin und hast nie Zeit für mich!“
Aber wenn trotz Diplomatie dieses fiese, schleichende Gefühl bleibt, dass da doch mehr als nur Freundschaft dahinter ist? Nun, dann gibt es eine ganz simple Regel: „Wenn sie nur eine gute Freundin ist, so hat sie in seinem Leben denselben Stellenwert wie seine männlichen Kumpels. Ist das nicht der Fall und sie bekommt mehr Aufmerksamkeit und Bedeutung als andere Freunde, so kann man definitiv die Situation ansprechen und ihm auf den Zahn fühlen“, weiß Borde. Natürlich ist hier vom schlimmsten Fall die Rede. Im Idealfall weiß seine beste Freundin ganz genau, wann sie das Feld zu räumen hat und wo sie der lieben Harmonie wegen einen Gang zurückschalten sollte. Immerhin kann man im Normalfall ja davon ausgehen, dass der Partner keine grenzdebile Kuh an seiner (platonischen!) Seite hat. Aber egal ob kleines Ärgernis oder dauerhaft latentes Problem – eines sollte man sich früher oder später eingestehen: Wenn in der Beziehung etwas nicht stimmt, ist das Problem nicht die beste Freundin, sondern der eigene Selbstwert. Und wenn der angeschlagen ist, dann ist die aktuelle Partnerschaft vielleicht doch nicht das Wahre …
"Viele Frauen fühlen sich von der besten Freundin des Partners bedroht!“ – Dominik Borde, Beziehungscoach für Singles und Paare im Interview
Warum haben viele Frauen ein Problem damit, wenn der Partner Zeit mit seiner besten Freundin verbringt?
In erster Linie ist es ein Eifersuchtsproblem. Viele Frauen fühlen sich von der besten Freundin ihres Partners bedroht und sehen in ihr eine potenzielle Gefahr. Das liegt vor allem daran, dass man der Freundschaft zwischen Mann und Frau generell nicht so recht über den Weg traut. Viele Frauen wissen, dass ihr bester Freund insgeheim auf sie steht – und genauso kann es sich natürlich auch umgekehrt verhalten. Das Modell „weibliche und männliche Freundschaft“ ist also keines, das den meisten Menschen selbstverständlich erscheint, zumindest gehen da Theorie und Praxis häufig auseinander. Der zweite wesentliche Punkt ist, dass viele Frauen unter geringem Selbstwert und der Angst, nicht gut genug zu sein, leiden. Wenn eine Frau mangelnd von sich selbst begeistert ist, beginnt sie umso mehr zu zweifeln, wenn eine andere Frau im Spiel ist.
Heißt das, jede Frau, die so empfindet, ist von Natur aus eifersüchtig?
Nein. Man muss zwei Definitionen von Eifersucht unterscheiden. Die eine Eifersucht ist so gut wie jedem von uns bekannt. Man spricht in solchen Zusammenhängen gerne vom „gesunden Maß” an Eifersucht. Damit meint man dieses leichte Ziehen in der Magen-Brust-Gegend, wenn unser Partner mit attraktiven Menschen des anderen Geschlechts Kontakt hat. Dieses Gefühl ist bis zu einem gewissen Grad „normal“. Problematisch wird es, wenn die Eifersucht alles dominiert, in allem und jedem der „Feind” erwartet und daraus eine Sucht und ein Kontrollwahn wird. Dann kann der Partner nie etwas richtig machen und wird permanent bezichtigt, das Vertrauen zu missbrauchen. In den meisten dieser Fälle erntet der oder die Eifersüchtige am Ende genau das, wovor er/sie die größte Angst hat. Kein Partner hält permanente Misstrauensanträge auf Dauer aus.
Gibt es Regeln, die man befolgen kann, damit die beste Freundin nicht zum Problem wird?
Ja, gibt es. Für ihn ist es wichtig, zu wissen, auf welcher Seite ersteht. Es muss klar sein, dass die Partnerin an erster Stelle kommt. Nur dann kann eine solche Freundschaft und Beziehung funktionieren. Unsere Partner wollen, wenn es darauf ankommt, an erster Stelle stehen. Hat ein Partner das Gefühl, etwas anderes – egal ob Job, Freunde oder Hobby – zählt mehr, gibt es irgendwann Probleme.
Ab wann sollten denn die Alarmglocken schrillen?
Wenn seine Aufmerksamkeit, Zeit und Energie in die Freundschaft fließen und für die eigene Beziehung kaum mehr Zeit vorhanden ist, ist das ein Alarmsignal. Die Beziehung steht nicht auf dem Prüfstand, wenn er ab und zu mit der besten Freundin auf einen Kaffee geht, aber wenn er am liebsten nur mit ihr allein ist und seine Partnerin bewusst ausschließt, dann ist das Verhalten definitiv kontraproduktiv für die Beziehung.
– Sarah Gasser, Miss Magazin