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Narzisstische Eltern: So sehr leiden ihre Kinder

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Kinder narzisstischer Eltern leiden oft ein Leben lang. Wie wichtig es ist, die Muster hinter einer toxischen Eltern-Kind-Beziehung zu erkennen und wie man mit einer narzisstischen Mutter oder einem narzisstischen Vater umgehen kann.

Du wünschst dir eine liebevolle Beziehung, tiefe Freundschaften und Erfüllung im Job, hast aber keine Idee, wie du das jemals erreichen sollst. Statt Liebe, Verbundenheit und Zufriedenheit spürst du eine große Leere in dir. Weder ein neuer Partner, noch ein Glas Wein oder ein Urlaub können sie füllen. Immer wieder fühlst du Schuld, Scham und Traurigkeit in dir aufsteigen, trinkst mehr als dir gut tut, lässt dich ständig auf toxische Beziehungen ein, kannst nur schwer Nein sagen, fühlst einen starken Perfektionsdrang oder ignorierst oft um der Harmonie Willen deine Bedürfnisse. Du fragst dich einmal mehr: Was ist bloß falsch mit mir? Lass dir versichern: Du bist nicht falsch. Und vor allem bist du nicht allein. Wie dir geht es vielen Menschen, die mit narzisstischen Eltern aufgewachsen sind.

Kurz gesagt handelt es sich bei Narzissmus um eine spezifische Persönlichkeitsstörung. Typisch für eine solche Persönlichkeitsstörung ist es, wenn eine Person sehr egoistisch und selbstbezogen ist und Eitelkeit, Selbst- und Geltungssucht außerhalb gesunder Normen ausgelebt werden. 

Erfahre in diesem Artikel, woran du eine narzisstische Mutter oder einen narzisstischen Vater erkennst, welche Folgen Narzissmus in der Familie haben kann und wie du dich dem negativen Einfluss künftig entziehen kannst – für ein selbstbestimmtes, freies und erfülltes Leben.   

In diesem Artikel erfährst du mehr dazu, was Narzissmus überhaupt ist.  

So sehr leiden Kinder narzisstischer Mütter und Väter

Wer Kind eines narzisstischen Elternteils ist, leidet oft ein Leben lang. Besonders hart trifft es häufig die Töchter von Müttern mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung. Die Verstrickungen innerhalb der Mutter-Tochter-Beziehung sind oft stärker, als sie es zwischen Vätern und ihren Kindern sind. Das liegt daran, dass der Mutter üblicherweise eine einflussreiche Rolle in der Erziehung zukommt. Sie schenkt uns das Leben, nährt uns und gibt uns als erste Bezugsperson Schutz, solange wir ein hilfloses Baby und Kleinkind sind. 

Die ersten sieben Lebensjahre sind die prägendsten. Erleben wir in dieser Zeit statt bedingungsloser Liebe, Wärme und Geborgenheit durch unsere Eltern vor allem Gefühlskälte, Liebesentzug und Schuldzuweisungen oder Erwartungsdruck, beeinflusst uns das bis ins Erwachsenenalter – und schadet schlimmstenfalls unserer psychischen und körperlichen Gesundheit. Umso wichtiger ist es, einer toxische Eltern-Kind-Beziehung auf die Schliche zu kommen. Die gute Nachricht ist: Dafür ist es nie zu spät. Selbst wenn deine Eltern bereits verstorben sind, kannst und solltest du dich mit dem Thema auseinandersetzen. 

Anzeichen für narzisstische Eltern

Schätzungen zufolge sind 15 Prozent der deutschen Bevölkerung Narzissten. Die Anzahl von Menschen mit narzisstischen Tendenzen dürfte um ein Vielfaches höher sein. Ihr negativer Einfluss ist nicht weniger gravierend. Deshalb spielt es keine Rolle, ob dein Vater oder deine Mutter Narzisst:in nach Lehrbuch ist. Wenn du dich in folgenden Situationen wiederfindest, hast du keine unbeschwerte Kindheit erlebt und darfst dir Unterstützung suchen, um die Beziehung zu deinen Eltern aufzuarbeiten. Unsere Coaches von SozialDynamik stehen dir dabei zur Seite. Nimm gerne in einem kostenlosen Erstgespräch Kontakt mit uns auf.

Wichtig ist mir an dieser Stelle zu betonen, dass es eine perfekte Kindheit nicht gibt. Es ist normal, dass Eltern überfordert sind und Fehler machen. Und es ist auch normal, dass uns einige dieser Fehler ein Leben lang begleiten und möglicherweise belasten. Wer jedoch in einem narzisstischen Elternhaus aufwächst, muss einen besonders hohen Preis zahlen. Umso wichtiger ist es, hier genau hinzuschauen und die Schatten der Vergangenheit richtig zu deuten. 

#1 Dir fehlte es in der Kindheit an Liebe und Geborgenheit

Wenn ich Töchter und Söhne von Narzissten frage, ob und wie sie in ihrer Kindheit Zuneigung erfahren haben, bekomme ich häufig als Antworten: „Meine Mutter hat mich eigentlich nie in den Arm genommen“, „Wenn ich geweint habe, wurde ich in mein Zimmer geschickt“ oder „Ich habe mich nie getraut, meiner Mama zu sagen, wenn ich traurig oder ängstlich war“. Narzissten fehlt die Fähigkeit zu echter Empathie. Deshalb finden Gespräche über die Gefühle und Bedürfnisse des Kindes in einem narzisstischen Elternhaus nicht oder nur sehr oberflächlich statt. 

Eine gesunde Eltern-Kind-Beziehung basiert auf bedingungsloser Liebe. Das bedeutet, das Kind muss nichts tun, um geliebt zu sein. Bei narzisstischen Müttern und Vätern hingegen ist die Liebe an Bedingungen geknüpft.

Denke einmal darüber nach, ob du rückblickend Begriffe wie Wärme und Geborgenheit mit deiner Kindheit verbindest oder eher Distanz, Gefühlskälte und Angst? 

#2 Es ging in deiner Kindheit oft um Leistung und Erfolg

Narzissten stehen gerne im Mittelpunkt und möchten sich immer in positivem Licht sehen. Sie versuchen, ihren Mangel an Selbstwert durch ihr Geltungsbedürfnis auszugleichen. Darunter leiden ihre Kinder. Sie müssen Mama oder Papa bewundern oder es ertragen, wenn ihre Eltern wütend werden, sobald andere sie kritisieren oder ein scheinbar verdienter Erfolg sich nicht einstellt.  

Typischerweise schicken narzisstische Eltern ihre Kinder vor, um ihre Außenwirkung zu verstärken. Sie fordern gute Leistungen in der Schule oder auf dem Sportplatz, erkämpfen für ihr Kind die Hauptrolle im Theaterstück oder betonen auf Familienfeiern dessen Triumphe. Das erzeugt beim Nachwuchs noch mehr Druck: „Ich muss gute Leistung zeigen, um geliebt zu sein. Ich darf nicht enttäuschen.”

#3 Du warst das schwarze Schaf oder das Vorzeigekind in der Familie

Häufig gibt es in narzisstischen Elternhäusern ein „schwarzes Schaf“ und/oder ein „Vorzeigekind“. Bei zwei und mehr Geschwistern übernimmt meist jede:r eine dieser Rollen. Während das eine Kind aus Sicht der Eltern zu autonom und rebellisch ist, wird dem anderen die Selbstständigkeit abgesprochen. 

In beiden Fällen geht es der Mutter oder dem Vater darum, das Verhalten ihres Kindes zu kontrollieren. Als schwarzes Schaf musstest du womöglich viele unliebsame Aufgaben im Haushalt übernehmen, wurdest schnell für Fehler oder schlechte Noten bestraft und musstest für alles Rechenschaft ablegen. Daraus resultieren im Erwachsenenalter häufig tiefgreifende Vertrauensprobleme. 

Das Vorzeigekind hingegen wird häufig in Watte gepackt oder übertrieben umsorgt und für seine guten Leistungen belohnt. Solche Kinder verspüren auch als Erwachsene oft eine gewisse Enge oder Druck und haben ohne konkreten Anlass mit Schuldgefühlen zu kämpfen. 

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#4 Du musstest als Kind oft zurückstecken

Narzissten fühlen sich selten in andere hinein und handeln in den meisten Fällen aus rein egoistischen Motiven. Sie sind nicht bereit, zugunsten ihrer Kinder Kompromisse zu machen. Die Bedürfnisse von Tochter oder Sohn werden nicht ernst genommen. Fragen wie „Was brauchst du?“ oder „Was möchtest du jetzt gerne tun?“ dürften in narzisstischen Elternhäusern selten ausgesprochen werden. 

Stattdessen sind die Kinder oft früh auf sich allein gestellt und müssen sich um das meiste selbst kümmern, wie einkaufen, Essen aufwärmen, Hausaufgaben erledigen oder zum Arzt gehen. Zugleich betonen narzisstische Elternteile gerne, dass sie es auch nicht leicht haben, sich für die Familie aufopfern und selbst viel zurückstecken müssen. 

#5 Du lebst mit dem Glaubenssatz Ich bin nicht gut genug

Mehr als 90 Prozent der Kinder von narzisstischen Eltern leben mit dem Glaubenssatz „Ich bin nicht genug“. Der Ursprung solcher limitierender Gedanken ist fast immer in der frühen Kindheit zu finden.

In einem von Narzissmus geprägten Elternhaus zeugt das Gefühl, ungenügend zu sein, häufig von der fehlenden Zuneigung, einer an Bedingungen geknüpften Liebe und dem immer währenden Leistungsdruck.

Im Erwachsenenalter äußert sich der Glaubenssatz unter anderem in Schutzstrategien wie Rückzug oder Überkompensation. Du arbeitest extrem viel, shoppst über die Maßen, trinkst ungesunde Mengen Alkohol oder hast ständig neue Sexualpartner:innen. 

Weitere Gedanken, die für Kinder einer narzisstischen Mutter oder eines narzisstischen Vaters typisch sind: „Ich muss dich glücklich machen“, „Ich darf keine Fehler machen“, „Ich darf nicht zur Last fallen“, „Ich muss lieb, brav und erfolgreich sein“. 

Die Folgen einer Kindheit mit narzisstischen Eltern

In jüngstem Alter sind Kinder von ihren Eltern abhängig. Sie sind Schutzbefohlene und als solche auf die Liebe und die Unterstützung ihrer Erziehungsberechtigten angewiesen. Zeigen diese narzisstische Tendenzen, mangelt es häufig an Zuneigung und Hilfestellungen, Selbstsicherheit zu gewinnen. Kinder narzisstischer Eltern fühlen sich deshalb oft verunsichert, ohnmächtig und hilflos. Anstatt über die Zeit zu einem selbstständigen Individuum heranzuwachsen, lernen sie, sich anzupassen. Sie haben Schwierigkeiten, ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen, geschweige denn sie zu äußern. Schließlich stehen die Befindlichkeiten von Mutter oder Vater im Vordergrund.

Lernst du als Kind nicht, dich selbst wahrzunehmen und für dich einzustehen, wird es dir aller Wahrscheinlichkeit nach auch als Erwachsene:r schwerfallen.

In der Pubertät, wenn die meisten Jugendlichen anfangen, sich vom Elternhaus abzunabeln und die familiären Regeln zu hinterfragen, kann sich die Situation verschärfen. Oft herrscht ein rauer Ton. Zurechtweisung, Strafe, Manipulationen, moralische Erpressungen und verbale Verletzungen sind an der Tagesordnung bei narzisstischen Eltern. Sie werden vermutlich alles tun, um die Kontrolle über ihr Kind zu behalten. Dieses Verhalten kann bei den Heranwachsenden die prägenden Gedanken erzeugen, niemandem trauen zu können oder unfähig zu sein, das eigene Leben zu gestalten.       

Die Folgen einer Kindheit mit narzisstischen Eltern können vielfältig und sehr individuell sein. In jedem Fall ist es empfehlenswert, sich beim Aufarbeiten der Kindheit Unterstützung von einem Therapeuten:einer Therapeutin oder einem erfahrenen Persönlichkeitscoach zu suchen. Zusammen könnt ihr euch deine Herkunftsthemen genau anschauen und sie Schritt für Schritt auflösen.

Tipps für den Umgang mit narzisstischen Eltern

Du findest dich in den vorangegangenen Beschreibungen wieder? Dann bist du den ersten wichtigen Schritt bereits gegangen: Nämlich zu erkennen, dass du einer unbeschwerten und liebevollen Kindheit, die dich auf ein selbstständiges Leben vorbereitet, beraubt wurdest. 

Und jetzt? Neben der Arbeit mit einem Coach oder Therapeuten haben sich im Umgang mit narzisstischen Eltern meiner Erfahrung nach folgende Strategien bewährt:

Die Muster der Eltern erkennen und vorbereitet sein

Mache die nächsten Zusammentreffen mit deinen Eltern zu einer Art Forschungstrip. Beobachte deine Mutter oder deinen Vater und achte auf Muster. Ein Beispiel: Jedes Mal, wenn du von einer Herausforderung im Job erzählst, nimmt ein Elternteil das als Aufhänger, um von den eigenen Problemen zu berichten. Oder deine Eltern lassen sich über deine:n Partner:in aus, sobald er oder sie den Raum verlässt. 

Beobachte all diese Muster möglichst wertfrei und notiere sie dir, wenn du magst, in einem Journal. Jetzt bist du vorbereitet auf alle nur erdenklichen unangenehmen Situationen. Sie können dich nicht mehr so leicht aus der Bahn werfen. Wenn du deine Eltern besuchst, weißt du, was dich erwartet. Es wird dir leichter fallen, Grenzen zu setzen, dich im Zweifelsfall zurückzuziehen und bestimmte Themen gar nicht erst anzuschneiden. 

Sich langweilig machen

Eine effektive Strategie im Umgang mit narzisstischen Eltern ist die sogenannte „Grey Rock Methode“. Ziel ist es, dich für einen Narzissten so langweilig wie einen grauen Stein zu machen, dass er oder sie schlichtweg das Interesse an dir verliert.

Erkläre oder rechtfertige dich nicht vor deinen Eltern, sondern bleibe möglichst ruhig. Höre am Esstisch einfach nur zu und überlasse deiner Mutter oder deinem Vater das Wort. Hauptsache, du lieferst ihnen keinen neuen Zündstoff.

Warum diese Methode und kein Konfrontationskurs? Schließlich ist es dein gutes Recht, wütend auf deine narzisstischen Eltern zu sein. Wohl wahr, doch eines steht fest: Du wirst deine Mutter oder deinen Vater nicht erziehen und schon gar nicht ändern können. Schütze dich deshalb vor noch mehr Schmerz, indem du lieber oberflächlich im Umgang mit deinen Eltern bleibst, als immer wieder Kämpfe im Namen deines inneren Kindes auszufechten.

Natürlich kannst du auch den Kontakt zu deinen Eltern abbrechen oder stark reduzieren. In einigen Fällen kann das sogar eine sinnvolle Maßnahme sein. Welcher Weg für dein Wohlbefinden und deine Heilung am besten ist, darfst du selbst herausfinden. Ein guter Coach unterstützt dich dabei. 

Selbstfürsorge betreiben

Ein abschließender Tipp, was du für dich tun kannst, wenn du unter narzisstischen Eltern gelitten hast: Nimm ein Kinderfoto von dir zur Hand oder schließe die Augen und imaginiere dein inneres Kind. Sage deinem jungen Ich, dass es nichts falsch gemacht hat. Dass es keine Schuld daran trägt, dass die Eltern narzisstisch sind und ihm nicht die bedingungslose Liebe geschenkt haben, die es verdient. Sage ihm auch, dass all die negativen Glaubenssätze nicht der Wahrheit entsprechen. Du bist genug. Du bist geliebt. Du darfst Fehler machen und du darfst enttäuschen. 

Es ist jetzt an dir, Verantwortung für dich zu übernehmen und dir selbst eine gute Mutter oder ein guter Vater zu werden. Du kannst deine Kindheit nicht verändern, wohl aber die Bedeutung von dem, was dir als Kind passiert ist und die Beziehungsmuster die daraus zu dir selbst und zu deinen Mitmenschen entstanden sind.

Du kannst noch heute damit beginnen, dich selbst bedingungslos zu lieben und dein Leben so zu gestalten, wie du es dir wünschst – frei und selbstbestimmt. 

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Apropos - Narzisstische Eltern: So sehr leiden ihre Kinder

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